Hochrechnungen für EU

Vorhofflimmern - Prävalenz wird sich bis 2060 verdoppeln

Vorhofflimmern wird in den Ländern der EU zu einer immer größeren Herausforderung. Nach neuen Hochrechnungen wird sich die Zahl der davon betroffenen Patienten in den nächsten Jahrzehnten mehr als verdoppeln.

Peter OverbeckVon Peter Overbeck Veröffentlicht:
Vorhofflimmern nimmt mit dem Alter zu; jetzt gibt es aktuelle Hochrechnungen zur Prävalenz in EU-Ländern in den kommenden Jahrzehnten.

Vorhofflimmern nimmt mit dem Alter zu; jetzt gibt es aktuelle Hochrechnungen zur Prävalenz in EU-Ländern in den kommenden Jahrzehnten.

© imgaebroker / sauer / imago

ROTTERDAM. Die Altersstruktur der europäischen Bevölkerung befindet sich im Wandel. Nicht zuletzt dank Fortschritten in der medizinischen Versorgung erreichen immer mehr Menschen selbst mit bestehenden Erkrankungen ein immer höheres Alter.

Nach Schätzungen des Statistischen Amts der Europäischen Union (Eurostat) lag der Anteil der über 55-Jährigen im Jahr 2010 bei 29,5 Prozent. Für das Jahr 2060 wird ein Anteil von 41,0 Prozent vorausgesagt.

Das hat zwangsläufig Auswirkungen auch auf die Prävalenz von Vorhofflimmern, dessen Häufigkeit bekanntlich mit dem Alter deutlich zunimmt. Von welchen Zahlen ist dabei in den nächsten Jahrzehnten in den Ländern der EU auszugehen?

Hochrechnungen auf Basis von Eurostat-Statistiken

Eine niederländische Arbeitsgruppe um Dr. Bruno H. Stricker aus Rotterdam hat versucht, darauf eine Antwort zu finden. Zu diesem Zweck haben die Forscher zunächst in einer "Referenzpopulation" von Teilnehmern einer prospektiven Kohortenstudie Daten zur altersabhängigen Prävalenz von Vorhofflimmern erhoben.

Ausgehend davon wurden dann auf der Basis von Eurostat-Statistiken zur künftigen Bevölkerungsentwicklung in der EU Hochrechnungen zur Prävalenz von Vorhofflimmern in den Jahren bis 2060 vorgenommen.

Die Daten der "Referenzpopulation" stammen von 6934 Einwohnern Rotterdams, die alle älter als 55 Jahre waren und an einer prospektiven Langzeit-Beobachtungsstudie (Rotterdam Study) zur Entwicklung krankheitsrelevanter Risikofaktoren teilgenommen hatten. Darunter waren 533 Personen mit Vorhofflimmern.

Insgesamt betrug die Prävalenz von Vorhofflimmern 8,6 Prozent bei Männern und 7,1 Prozent bei Frauen. Die Prävalenzraten variierten erwartungsgemäß in Abhängigkeit vom Alter.

In der der Altersgruppe der 55- bis 59-Jährigen waren sie mit 1,3 Prozent (Männer) und 1,7 Prozent (Frauen) relativ am niedrigsten. Bei Personen im Alter über 85 Jahren erhöhte sich die Prävalenz auf 24,2 Prozent (Männer) und 16,1 Prozent (Frauen).

Aus diesen Daten unter Einbeziehung der Eurostat-Statistiken abgeleiteten Schätzungen waren in der EU 8,8 Millionen Menschen im Jahr 2010 von Vorhofflimmern betroffen.

Der Anteil der über 55-Jährigen mit Vorhofflimmern an der Gesamtbevölkerung beliefe sich demnach auf 1,8 Prozent.

2020: 10,7 Millionen Patienten mit Vorhofflimmern

Schon für 2020 wird eine Zahl von 10,7 Millionen Patienten mit Vorhofflimmern vorausgesagt. Im Jahr 2060 wird sich die Zahl - so die Prognosen zutreffen - dann mit 17,9 Millionen im Vergleich zu heute mehr als verdoppelt haben. Die Prävalenz in der Gesamtbevölkerung würde dann bei 3,5 Prozent liegen.

Die Autoren weisen darauf hin, dass sie natürlich keine treffgenauen Zahlen für kommende Jahrzehnte, sondern nur Schätzungen präsentieren können, die auf Annahmen basieren, die nicht zwangsläufig eintreffen müssen. Zu fragen ist auch, wie repräsentativ die Einwohnerschaft Rotterdams für die EU-Bevölkerung ist.

Stricker und seine Kollegen schließen nicht aus, dass die an diese Referenzpopulation geknüpften Hochrechnungen für die EU Überschätzungen sein könnten.

Auch wenn deshalb die Zahlen mit Vorsicht interpretiert werden sollten, rufen sie nach Ansicht der Autoren dennoch die dringliche Notwendigkeit ins Bewusstsein, effektive Strategien zur Prävention von Vorhofflimmern zu entwickeln, um die Gesundheit der älteren Bevölkerung weiter zu verbessern.

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