Vorsorge-Koloskopie nur noch alle 20 Jahre?

Nach einer befundlosen Darmspiegelung ist das Krebsrisiko auch 20 Jahre später äußerst gering. Die Empfehlung, ab 55 Jahre alle zehn Jahre zu spiegeln, könnte kippen.

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Darmkrebs-Vorstufe Polyp in der Koloskopie.

Darmkrebs-Vorstufe Polyp in der Koloskopie.

© panthermedia

HEIDELBERG (MUC/dk). Möglicherweise muss die Empfehlung, ab dem 55. Lebensjahr alle zehn Jahre eine Vorsorge-Koloskopie vornehmen zu lassen, neu überdacht werden.

Denn nach den Ergebnissen einer aktuellen Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg kann bei polypenfreien Patienten risikolos 20 Jahre abgewartet werden, ehe man erneut den Darm spiegelt (JCO 2011; 29: 3761). Eine Ausnahme könnten Raucher sein.

Gesamtrisiko und Krebsgefahr innerhalb bestimmter Risikogruppen im Fokus

Die Wissenschaftler des DKFZ untersuchten in einer großen populationsbasierten Fall-Kontroll-Studie, wie sich das Darmkrebsrisiko nach einer negativen Koloskopie, also ohne Nachweis adenomatöser Polypen im Darm, im Laufe der Zeit verändert.

Neben dem Gesamtrisiko beurteilten sie auch die Krebsgefahr innerhalb bestimmter Risikogruppen - männliches Geschlecht, Raucher und Personen mit positiver Familienanamnese - abhängig von der verstrichenen Zeit.

1945 Darmkrebspatienten untersucht

Dazu werteten sie die Daten von 1945 Darmkrebspatienten aus, die in den Jahren 2003 bis 2007 in einer der 22 teilnehmenden Kliniken behandelt wurden, und verglichen diese mit denen von 2399 Kontrollenpersonen.

404 der Krebspatienten und 1184 der Kontrollenpersonen hatten sich in der Vorgeschichte bereits einmal einer Koloskopie unterzogen. Polypenfrei war dabei der Darm bei nur 165 der späteren Krebspatienten, aber bei 693 Probanden aus der Kontrollgruppe.

In der Kontrollgruppe war ein negativer Befund viermal häufiger

In der Kontrollgruppe war ein negativer Befund also viermal häufiger als in der Gruppe der Darmkrebspatienten (37 versus 9,4 Prozent).

Eine negative Koloskopie stellte sich in der Studie als ein unabhängiger Faktor für ein sehr niedriges Krebsrisiko (angepasste Odds Ratio, 0,19) heraus - auch wenn die Koloskopie bereits 20 Jahre oder länger zurücklag.

Das galt selbst dann, wenn die Probanden männlich waren oder eine positive Familienanamnese hatten.

Ausnahme: die Raucher

Lediglich die Raucher machten eine Ausnahme: Ein negativer Koloskopiebefund ließ nur Aussagen bezüglich des Darmkrebsrisikos für die nächsten vier Jahre zu.

Vielmehr hatten Raucher, bei denen die Vorsorge-Koloskopie bereits zehn Jahre zurücklag, ein ähnlich hohes Darmkrebsrisiko wie Nichtraucher, deren Darm noch nie prophylaktisch gespiegelt wurde.

Gängige Vorsorgepraxis infrage gestellt

Aufgrund dieser Ergebnisse stellen die Studienautoren die gängige Vorsorgepraxis infrage. Patienten, bei denen keine Polypen abgetragen werden müssen, hätten grundsätzlich ein nur sehr geringes Darmkrebsrisiko, so die Autoren, und das auch noch die nächsten 20 Jahre. Die nächste Vorsorge-Koloskopie müsse also nicht schon zehn Jahre später erfolgen.

Bei Rauchern hingegen sei das gängige Intervall von zehn Jahren zu lang, so die Wissenschaftler. Denn bei dieser Klientel steige das Risiko bereits viel früher wieder.

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