Studie liefert Erklärung

Warum Parkinson-Kranke schlecht riechen

Anatomische Veränderungen im Riechkolben von Parkinson-Patienten sind offensichtlich ursächlich für den frühen Verlust des Geruchssinns. Das haben Forscher jetzt herausgefunden.

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Blick von unten auf einen menschlichen Riechkolben: Die Glomeruli sind in unterschiedlichen Farben dargestellt.

Blick von unten auf einen menschlichen Riechkolben: Die Glomeruli sind in unterschiedlichen Farben dargestellt.

© MaxPlanck-Forschungsstelle f. Neurogenetik

BERLIN/FRANKFURT. Bei an Morbus Parkinson Erkrankten geht ein vollständiger Verlust des Geruchssinns oder auch ein verminderter Geruchssinn häufig den bekannteren Beeinträchtigungen des Nervensystems einige Jahre voraus. Ein nachlassender Geruchssinn komme bei über 90% der Patienten im Anfangsstadium vor, erinnert Professor Maurice Curtis der University of Auckland, einer der Autoren der in der Fachzeitschrift "Brain" (doi.org/10.1093/brain/awx208) publizierten Studie.

Neuseeländische Forscher haben nun in Kooperation mit Kollegen der Max-Planck-Forschungsstelle (MPI) für Neurogenetik in Frankfurt die Riechkolben von an Parkinson erkrankten Personen mit Riechkolben von nicht erkrankten Personen verglichen. Dabei fanden sie heraus, dass das durch Glomeruli vereinnahmte Volumen (die funktionellen Einheiten des Riechkolbens) bei den Parkinson-Patienten nur etwa halb so groß war, wie das bei den nicht erkrankten Personen, heißt es in einer Mitteilung des Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund.

Unterschiede in Verteilung und Größe der Glomeruli

Die Wissenschaftler fanden zudem heraus, dass die Glomeruli in den Riechkolben anders verteilt waren und dass der Glomeruli-Anteil des Riechkolbens umso kleiner war, je mehr der krankheitstypischen Lewy-Körperchen ein Patient aufwies. "Dies könnte darauf hindeuten, dass die Lewy-Körperchen eine Ursache für den Glomerulus-Rückgang im Riechkolben sind", erklärt Bolek Zapiec, Erstautor der Veröffentlichung in einer Mitteilung des MPI.

In dem weltweiten Projekt hatten die neuseeländischen Wissenschaftler post-mortem tausende zehn Mikrometer dünne Abschnitte im Verlauf der gesamten Länge aus den Riechkolben herausgeschnitten. Diese Abschnitte wurden dann am MPI in Frankfurt gescannt und die Bilder als 3D-Druck rekonstruiert, um eine quantitative Analyse der gesamten Riechkolben zu ermöglichen. Da sich die Glomeruli in den menschlichen Riechkolben schlecht eindeutig zählen lassen, haben die Wissenschaftler zudem eine neue Methode zur quantitativen Bestimmung entwickelt.

Bestätigung der olfaktorischen Vektorhypothese

Die nachgewiesene Verminderung bestätigt auch die olfaktorische Vektorhypothese. Danach könnten Einflüsse aus der Umwelt wie Viren, Schwermetalle oder Pflanzenschutzmittel mögliche Risikofaktoren oder sogar Ursache der Parkinsonkrankheit sein, erläutert das MPI. So könnten über die Nasenhöhlen Erreger oder Giftstoffe entlang der Nervenfasern in die Riechkolben eindringen und die für Parkinson typischen Veränderungen anstoßen. Und da kein anderes Sinnessystem in so unmittelbarem Kontakt mit der äußeren Umwelt wie das Geruchssystem stehe, könne sich von den Riechkolben die Erkrankung dann in andere Gehirnregionen ausbreiten. (run)

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