Erhöhte Gefahr

Was alles den Schlaganfall fördert

Es gibt offenbar viele Faktoren, die die Gefahr, einen Schlaganfall zu erleiden, erhöhen. Dazu zählen Stress, Sport und bestimmte Nahrungsmittel und Medikamente.

Von Peter Stiefelhagen Veröffentlicht:
Von Stress bis Sex: Es gibt viele Trigger für den Schlaganfall.

Von Stress bis Sex: Es gibt viele Trigger für den Schlaganfall.

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WÜRZBURG. Der Stellenwert langfristig wirksamer Risikofaktoren ist gut etabliert. "Doch in der Regel kommt der Schlaganfall wie ein Blitz aus heiterem Himmel, und da stellt sich dann die Frage, ob der Zeitpunkt des Auftretens so ganz zufällig war oder ob es Triggerfaktoren gibt", so Professor Armin Grau, Chefarzt der neurologischen Klinik in Ludwigshafen.

Das Spektrum der möglichen Triggerfaktoren reicht von unspezifischen Infekten über Operationen, Stress, Sport, Nahrungsmittel und Medikamente bis zu ökologischen Einflüssen.

Es gibt zahlreiche spezielle Infektionen, die zu einem Schlaganfall führen können. Dazu gehören die bakterielle Endokarditis und Meningitis, der Herpes zoster, die Neurosyphilis, die Neuroborreliose, Aids, Rickettsien und Malaria.

"Darüber hinaus können jedoch auch allgemeine unspezifische Infektionen, meist Atemwegsinfekte, das Schlaganfallrisiko um das Zwei- bis Dreifache erhöhen, und zwar vor allem bei jüngeren Patienten", sagte Grau bei der ANIM-Jahrestagung 2018 in Würzburg.

Pathogenetisch nimmt man an, dass das allgemeine Entzündungsgeschehen das Gerinnungssystem und die Thrombozyten aktiviert.

"Grippeimpfung schützt vor Schlaganfall"

Daraus ergibt sich auch die in Studien dokumentierte präventive Wirkung der Influenza-Impfung. "Die Grippeimpfung schützt vor dem Schlaganfall!", betonte Grau.

Ähnlich wie Infektionen erhöhen operative Eingriffe das Schlaganfallrisiko. Auch hier spielt die Aktivierung der Gerinnung bzw. das Absetzen der Antithrombotika neben der intraoperativen Hypotension die entscheidende Rolle.

Zudem besteht eine Assoziation mit dem postoperativen Auftreten von Vorhofflimmern. "Das Risiko ist in den ersten postoperativen Tagen am höchsten und verliert sich innerhalb von drei Monaten wieder", so Grau.

Metaanalysen und Fall-Kontroll-Studien konnten zeigen, dass auch Stress einen Schlaganfall auslösen kann: Zwei Stunden nach einem Wutausbruch ist das Risiko um das Drei- bis Vierfache erhöht!

Keine Frage, regelmäßige körperliche Aktivität senkt das Schlaganfallrisiko. Direkt nach mäßiger bis schwerer körperlicher Aktivität jedoch steigt es an, allerdings nur bei Personen, die nicht regelmäßig trainieren.

Ähnliches gilt für den Kaffeegenuss. Schlaganfallpatienten haben überdurchschnittlich oft einige Stunden vor dem Ereignis Kaffee getrunken. Dieser ungünstige Effekt wird durch regelmäßigen Kaffeekonsum abgeschwächt, was für Toleranzeffekte bzgl. Blutdruck und Endothel-abhängige Vasodilatation spricht.

Alkohol erhöht das Risiko in der ersten Stunde nach dem Genuss um mehr als das Zweifache, nach 24 Stunden ist das Risiko aber nicht mehr erhöht.

Auch Migräneattacken unter Verdacht

Bei den Medikamenten spielen Antipsychotika und Checkpoint-Inhibitoren als Trigger eine Rolle, bei den Drogen sind es Amphetamin, Kokain, Cannabis sowie Opiate.

"Noch wichtiger ist das Absetzen von Antithrombotika", sagte Grau. Auch gibt es Hinweise, dass Migräneattacken Schlaganfälle induzieren können. Fallberichte deuten einen Zusammenhang mit sexueller Aktivität an.

Intensiv wird der Stellenwert ökologischer Faktoren bei der Entstehung eines Schlaganfalls diskutiert. In einer Studie konnten geomagnetische Stürme, das heißt durch Schockwellen des Sonnenwinds ausgelöste Störungen der Magnetosphäre, eindeutig als Trigger für Schlaganfälle identifiziert werden.

Auch plötzlich einsetzende Temperaturänderungen sind gefährlich, und zwar sowohl bei Hitze als auch bei Kälte.

Gleiches gilt für die Schadstoffbelastung der Luft jeglicher Art. "Ein Zusammenhang mit der Verkehrsbelastung konnte in einer großen Metaanalyse zweifelsfrei belegt werden", so Grau.

Als Mechanismen werden eine Störung des Endothels, ein erhöhter Sympathikotonus mit konsekutiver Blutdruckerhöhung, ein erhöhtes Risiko für Vorhofflimmern und ein erhöhter zerebrovaskulärer Widerstand diskutiert.

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