Kardiologie

Was gibt es Neues zur TAVI?

Der 7. Fuldaer Herztag hat wieder ein Update zur Herzkreislaufmedizin geboten – etwa zu KHK und Klappen.

Veröffentlicht:

FULDA. Die TAVI ist ein effektives und sicheres Verfahren bei kalzifizierender, hochgradiger Aortenklappenstenose, fasste Dr. Margit Niethammer, Leitende Oberärztin am Herz-Thorax-Zentrum Fulda, beim 7. Fuldaer Herztag das aktuelle Wissen zum Aortenklappenersatz zusammen. Dies gilt vor allem für inoperable sowie für Hochrisiko-Patienten. Eine generelle Ausweitung der Indikation auf Patienten mit niedrigem Risiko kann derzeit noch nicht empfohlen werden.

Nach dem aktualisierten Positionspapier der DGK besteht die Indikation zur TAVI als Therapie der ersten Wahl vor allem bei Patienten mit einem STS-Score > 8 % (STS: Society of Thoracic Surgeons Predicted Risk of Mortality). Während bei diesen Hochrisiko-Patienten die Datenlage eindeutig erscheint, ist die Evidenz bei Patienten mit Aortenstenose und mittlerem Op-Risiko nicht ganz so klar. Neue Studien zeigen jedoch, dass bei mittlerem OpRisiko (STS-Score 4-8 %) die TVTAVI der konventionellen Aortenklappenchirurgie nicht unterlegen ist.

Studie: TAVI war der Op nicht unterlegen

In der Studie SURTAVI wurde TAVI mit chirurgischem Aortenklappenersatz bei 1660 Patienten im mittleren Alter von 80 Jahren verglichen. Nach 24 Monaten trat der primäre kombinierte Endpunkt – Tod jeglicher Ursache oder schwerer Schlaganfall – bei 12,6 Prozent der Patienten mit TAVI- und bei 14 Prozent derjenigen mit Op auf. Die Op war mit einer höheren Rate an akutem Nierenversagen, Vorhofflimmern und der Notwendigkeit einer Transfusion verbunden. Demgegenüber hatte die TAVI-Prozedur höhere Raten an Aorten-Regurgigation und Schrittmacher-Implantationen zur Folge. Im Ergebnis war TAVI der Op nicht unterlegen.

Auf Basis der Daten von allen Aortenklappeneingriffen aus den Jahren 2012 bis 2015 in Deutschland hat sich die Zahl der TAVI im Beobachtungszeitraum von 6569 auf 13.108 Eingriffe verdoppelt. Dabei betrug die Krankenhausmortalität im Jahr 2015 nach TV-TAVI 3,4 Prozent, nach Op 2,9 Prozent. Bei der Interpretation der Daten muss berücksichtigt werden, dass dies die Op-Sterblichkeitsrate von Patienten mit deutlich weniger Risiken als bei denjenigen mit TAVI widerspiegelt, so Niethammer.

Enge Verzahnung bei VHF-Therapie

Bei Vorhofflimmern (VHF) sind die Thromboembolieprophylaxe sowie die Modifikation kardiovaskulärer Risikofaktoren die entscheidenden prognostischen Schritte. Die Therapie bedingt eine enge Verzahnung von Hausärzten, niedergelassenen Internisten und Kardiologen sowie Klinikärzten, betonte Dr. Joachim Krug, Leitender Arzt der Abteilung für Elektrophysiologie am Herz-Thorax-Zentrum Fulda. 20 bis 30 Prozent aller Schlaganfälle sind auf VHF zurückzuführen; eine wachsende Zahl von Schlaganfall-Patienten wird mit einem "stummen", paroxysmalen VHF diagnostiziert. VHF ist unabhängig mit einem zweifach erhöhten Risiko für eine Sterblichkeit aus jeglicher Ursache bei Frauen und mit einem 1,5-fachen erhöhten Risiko bei Männern assoziiert.

Laut den aktuellen ESC-Leitlinien zur Schlaganfallprävention bei VHF sollten die neuen oralen Antikoagulantien (NOAK) Apixaban, Dabigatran, Edoxaban oder Rivaroxaban bevorzugt anstelle eines Vitamin-K-Antagonisten (VKA) eingesetzt werden. NOAK werden dagegen nicht empfohlen für Patienten mit mechanischen Herzklappen oder mittelschwerer bis schwerer Mitralklappenstenose.

PAVK: Indikator für kardiovaskuläre Krankheiten

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) hat zwei Gesichter: Zum einen ist sie durch Durchblutungsstörungen der Extremitäten mit Einschränkung der Mobilität und chronischen Schmerzen charakterisiert. Zum anderen gilt sie als Indikator für kardiovaskuläre Erkrankungen. Patienten mit PAVK haben ein um durchschnittlich 10 Jahre geringeres Gesamtüberleben und mehr als doppelt so häufig einen Herzinfarkt und Schlaganfall als solche ohne die Gefäßerkrankung, betonte Privatdozent Dr. Richard Kellersmann, Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie und endovaskuläre Chirurgie am Klinikum Fulda.

Bei über 75-Jährigen wird von einer PAVK-Prävalenz zwischen 15 und 20 Prozent ausgegangen. Wie eine Studie ergeben hat, liegt die Prävalenz in Hausarztpraxen mit 29 Prozent bei Patienten mit Rauchen in der Anamnese oder Diabetes hoch. Während der Studie wurde bei 55 Prozent der untersuchten Patienten eine PAVK neu diagnostiziert und bei 35 Prozent eine PAVK in Verbindung mit einer KHK.

Gehtraining gilt als Goldstandard

Die Diagnose ist mit der Verschlussdruck-Messung (Knöchel-Arm-Index) ja relativ einfach zu stellen. Der Index ist als Quotient aus Blutdruck am Unterschenkel und Blutdruck am Oberarm definiert. Liegt der niedrigste Druck < 0,9, kann von einer pAVK ausgegangen werden.

Zur Therapie sagte Kellersmann, dass bei Patienten mit Claudicatio intermittens ein Gehtraining unter fachlicher Anleitung als Goldstandard gilt. Dieses kann durch die Gabe des Phosphodiesterase-3-Hemmers Cilostazol ergänzt werden, wodurch die endotheliale Funktion verbessert und die Thrombozytenaggregation gehemmt wird.

Insgesamt können 90 Prozent aller PAVK-Patienten initial medikamentös behandelt werden. Langfristig besteht keine Überlegenheit der endovaskulären bzw. operativen Verfahren bezüglich Symptomfreiheit, Mobilität sowie Letalität. (rha)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München

OPTIMA-AF

PCI und Vorhofflimmern: Wie antithrombotisch optimal behandeln?

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

© Springer Medizin Verlag

Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Puren Pharma GmbH & Co. KG, München
Real-World-Analyse von US-Versorgungsdaten-- Bei Einsatz von Sacubitril/Valsartan ist die Gesamtsterblichkeit signifikant geringer als bei Einsatz von ACEi/ARB.

© Springer Medizin Verlag

ARNI in der Primärtherapie der HFrEF

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Welchen Spielraum es gibt

Patienten rechtssicher ablehnen: So geht’s

Geriatrische Syndrome

COPD bei älteren Patienten – darauf sollten Sie achten

Neue Skills dank Studium

Als Primary Care Managerin hält Desiree Reitmeier jetzt eigene Sprechstunden ab

Lesetipps
Im Krankenhaus wird der Patient unter Aufsicht eines Radiologen einer CT-Untersuchung unterzogen.

© Valerii Apetroaiei / stock.adobe.com

Vereinfachter Diagnose-Algorithmus

Lungenembolie mit weniger Bildgebung sicher ausschließen

Gruppe Senioren sitzt gemeinsam am Kaffeetisch im Aufenthaltsraum im Seniorenheim

© Robert Kneschke/Zoonar/picture alliance

Zwei Phase-III-Studien gescheitert

Semaglutid wirkt nicht gegen Alzheimer