Metaanalyse

Weniger Alkohol, niedrigerer Blutdruck

Wer mehr als zwei Gläser Alkohol täglich konsumiert, kann seinen Blutdruck durch Einschränkung der Trinkgewohnheiten deutlich senken. Das hat eine Metaanalyse ergeben.

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Wer schon weniger Gläser Wein trinkt, kann seinen Bluthochdruck deutlich senken.

Wer schon weniger Gläser Wein trinkt, kann seinen Bluthochdruck deutlich senken.

© YakobchukOlena / Fotolia

TORONTO. Welche Auswirkungen hat es auf den Blutdruck, wenn die tägliche Zahl der alkoholischen Getränke reduziert wird? Hierzu analysierte das Team um Michael Roerecke vom Institute for Mental Health in Toronto die Daten von 36 relevanten Studien mit 2865 Teilnehmern mit und ohne Hypertonie (Lancet Public Health 2017; 2: e108–2). Der Blutdruck der Teilnehmer wurde jeweils vor und mindestens sieben Tage nach der Veränderung der Trinkgewohnheiten gemessen.

Bei Menschen, die täglich maximal zwei Drinks (12 g reiner Alkohol pro Getränk) zu sich nahmen, zeigten sich keine nennenswerten Effekte des Alkohols auf den Blutdruck. Wer allerdings mehr konsumierte, der profitierte, wenn er sein Trinkpensum verringerte. Bereits ab drei alkoholischen Getränken wirkte sich ein Verzicht in die Nähe der Abstinenz signifikant auf die Blutdruckwerte aus (systolisch –1,2 mmHg, diastolisch –1,1 mmHg). Außerdem wurde eine Dosisabhängigkeit erkennbar.

Bei denjenigen, die zuvor vier bis fünf Drinks am Tag zu sich genommen hatten, sank der Druck um 3,0 mmHg bzw. 1,9 mmHg. Am deutlichsten zeigte sich der Einfluss des Verzichts in der Gruppe der heftigsten Trinker (=6 Drinks täglich), die zu Studienzwecken nur noch die Hälfte konsumierten. Bei ihnen sank der systolische Druck im Mittel um 5,5 mmHg, der diastolische um 4 mmHg.

Roerecke und Kollegen kalkulierten, welche gesundheitlichen Vorteile die resultierende Blutdrucksenkung insgesamt haben könnte, wenn Kandidaten mit mehr als zwei Drinks pro Tag ihren Alkoholkonsum reduzierten: Für Großbritannien kamen sie auf 7000 weniger Klinikeinweisungen und 678 weniger kardiovaskuläre Todesfälle pro Jahr. Zwar zeigte sich bei den Männern ein deutlicherer Effekt als bei den Frauen, doch waren insgesamt zu wenige weibliche Studienteilnehmer verfügbar, sodass dieser Aspekt durch weitere Untersuchungen mit Frauen noch statistisch gesichert werden muss. Eine Reduktion des Alkoholkonsums und die damit verbundene Blutdrucksenkung, hätten erhebliche synergistische Effekte für eine bessere Gesundheit und dienten darüber hinaus der Kosteneinsparung, resümieren die kanadischen Wissenschaftler.

Bei Patienten, die täglich mehr als zwei Gläser Alkohol trinken, sollte deshalb eine Intervention im Vordergrund stehen. Eine solche lohne sich in zweifacher Hinsicht, konstatieren Roerecke und seine Kollegen: Einerseits verringere sie die Krankheitsbelastung infolge des Alkoholkonsums und gleichzeitig senke sie das Hypertonierisiko. Für starke Trinker, so die Autoren der Metaanalyse, könnte eine Reduktion auf zwei oder weniger Drinks pro Tag der erste Schritt einer Hypertonie-Therapie sein. (St)

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