Wie lange hält denn nun der Impfschutz gegen Keuchhusten?
CHICAGO (MUC/rb). Verlieren Boosterimpfungen mit azellulärer Pertussisvakzine schon nach drei Jahren ihre schützende Wirkung? US-Forscher, die einen Keuchhustenausbruch in Kalifornien untersucht hatten, haben diesen Verdacht auf der 51st Interscience Conference on Antimicrobial Agents and Chemotherapy in Chicago geäußert (Presentation No. B-1697a).
Veröffentlicht:Mikrobiologen und Pädiater des Kaiser Permanente Medical Center in San Rafael, Kalifornien, hatten den seit Jahrzehnten größten Ausbruch der Erkrankung in Nordamerika analysiert.
Zwischen Januar und Oktober 2010 waren in Marin County, das zur San Francisco Bay Area gehört, mehr als 6400 Keuchhusten-Patienten gezählt worden. Die Inzidenz lag laut Angaben der Marin Medical Society bei 129 pro 100.000 Einwohner.
Daten von 171 Patienten gesammelt
Die Forscher sammelten Daten zum Impfstatus und zu weiteren demografischen Merkmalen von 171 Patienten, die zwischen März und Oktober 2010 mithilfe einer PCR positiv auf Bordetella pertussis getestet worden waren. 132 Patienten, die jünger waren als 19 Jahre, wiesen die typischen klinischen Symptome von Keuchhusten auf.
Die hochgerechneten Pertussis-Fallzahlen begannen bei Kindern nach dem 7. Lebensjahr zu steigen; der Gipfel wurde bei den Zwölfjährigen erreicht.
Wissenschaftler empfehlen: Impfleitlinien überdenken
Überraschenderweise zeigte sich, dass sich der Ausbruch in einer gemäß den US-Impfleitlinien praktisch vollständig immunisierten Population abspielte - unter den Erkrankten befanden sich nur wenige Ungeimpfte.
Allerdings lag die letzte Boosterimpfung länger als zweieinhalb Jahre zurück.
"Die azelluläre Vakzine ist wirksam, aber ihr Effekt hält weniger lange an als gedacht", resümierten die Wissenschaftler. Sie empfehlen, sowohl die Impfleitlinien als auch die Maßnahmen zur Pertussiskontrolle zu überdenken.
Mit Impfschutz gegen Keuchhusten nach Vollendung des zweiten Monats beginnen
In Deutschland wird empfohlen, mit dem Impfschutz gegen Keuchhusten unmittelbar nach Vollendung des zweiten Lebensmonats zu beginnen.
Die Kinder erhalten den azellulären Impfstoff im Alter von zwei, drei und vier Monaten und ein weiteres Mal im Alter zwischen elf und 14 Monaten verabreicht.
Eine erste Auffrischung sollte im Alter von fünf bis sechs Jahren erfolgen, eine weitere zwischen neun und 17 Jahren.