Zeitaufwand für Prävention lohnt sich

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Gastroenterologe Dr. Rolf Drossel: Hausärzte schöpfen das Beratungspotenzial bei weitem noch nicht aus

BERLIN (ami). Hausärzte sollten ihre Patienten verstärkt auf die Darmkrebsvorsorge ansprechen. Dazu rät der Berliner Gastroenterologe Dr. Rolf Drossel.

"Es ist wichtig, dass daran gedacht wird", sagt Drossel. In Berlin rechnen Hausärzte seinen Angaben zufolge rund acht Beratungsgespräche zur Darmkrebsprävention pro Quartal ab. Das ist seiner Meinung nach deutlich zu wenig. Der Gastroenterologe weist darauf hin, dass die Beratungen extrabudgetär abgerechnet werden können.

Damit systematisch jeder Patient ab seinem 50. Lebensjahr zur Vorsorgekoloskopie beraten werden kann, empfiehlt es sich, wenigstens einmal im Jahr die Patientenkartei durchzuforsten. Dann können Ärzte gezielt zu einem Beratungsgespräch einladen oder eine Notiz für den nächsten Besuch des Patienten anlegen. Dabei kann auch die Praxissoftware Unterstützung leisten. Drossel meint, es komme sehr auf die Einstellung an, ob die gezielte Ansprache von Patienten funktioniert: "Man muss das Thema Darmkrebs wichtig nehmen", sagt der Internist.

Wenn einmal daran gedacht ist, folgt der nächste Schritt: Wie spreche ich als Arzt das Thema an? Das fällt bei Reflux-Patienten leichter als bei Patienten, die wegen einer Erkältung die Praxis aufsuchen. Hier kann das Praxisteam helfen, indem es den infrage kommenden Patienten bereits bei der Anmeldung Informationsmaterial aushändigt.

Der Arzt sollte genug Zeit für das Beratungsgespräch einplanen. Einen klaren Vorteil haben dann Ärzte, die in Gesprächsführung trainiert sind. Denn beim angstbesetzten Thema Krebs ist ein sensibler Umgang nötig. Zudem gelingt es oft nur mit Überzeugungsarbeit, Patienten zur Vorsorgekoloskopie zu bewegen. Gute Argumente sind zum Beispiel, dass Adenome entstehen, ohne dass der Patient etwas davon merkt. Zugkräftig ist auch der Hinweis auf die hohen Entdeckungsraten und die Möglichkeit, Darmkrebs zu vermeiden.

Wenn Patienten die Koloskopie hartnäckig ablehnen, sollte ihnen alternativ ein Okkultbluttest empfohlen werden. Trotz aller Informationen aus Medien und bei Präventionsveranstaltungen steht für Drossel eines fest: "Das ärztliche Gespräch ist am wichtigsten." Er regt auch an, dass Hausärzte regelmäßig Präventionstage veranstalten. Dann ist der Einstieg ins Thema leichter.

Info-Material gibt es reichlich

Den Einstieg ins Thema Darmkrebsvorsorge erleichtern Informationsbroschüren, Fragebögen zur Risikoeinschätzung und Plakate für die Praxisräume. Diese Materialien gibt es bei den einschlägigen Organisationen, zum Beispiel bei der Deutschen Krebshilfe (www.krebshilfe.de), bei der Deutschen Krebsgesellschaft (www.krebsgesellschaft.de) oder auch bei der Felix-Burda-Stiftung (www.darmkrebs.de).

Der Krebsinformationsdienst verzeichnet auf seiner Homepage eine Auswahl von Infomaterialien (www.krebsinformationsdienst.de/wegweiser/broschueren/darmkrebs.php). Darüber hinaus gibt es einige regional organisierte Aufklärungskampagnen zum Thema Darmkrebs, bei denen ebenfalls Patienten-Materialien für die Arztpraxen zur Verfügung gestellt werden.

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