Neue Leitlinie für Kinder

Zöliakiediagnostik ohne Biopsie?

Die Zöliakiediagnostik bei Kindern wurde in einer aktuellen Leitlinienfassung weiter reduziert. Der Pädiater Professor Stefan Wirth, Wuppertal, erklärte, unter welchen Umständen man jetzt auf eine invasive Diagnostik verzichten kann.

Von Dr. Elke Oberhofer Veröffentlicht:
Bauchweh – Auch eine Zöliakie muss immer wieder einmal ausgeschlossen werden.

Bauchweh – Auch eine Zöliakie muss immer wieder einmal ausgeschlossen werden.

© somenski / stock.adobe.com

Berlin. Eine wichtige Neuerung in der Zöliakiediagnostik bei Kindern hat Professor Stefan Wirth vom Helios Universitätsklinikum Wuppertal beim Pädiatrie Update vorgestellt. Nach der soeben aktualisierten Leitlinie der ESPGHAN (European Society for Paediatric Gastroenterology, Hepatology and Nutrition) kann auf eine Duodenalbiopsie verzichtet werden, wenn folgende Voraussetzungen gegeben sind:

  • Anti-TG (Transglutaminase)-IgA mehr als zehnfach über der Normgrenze,
  • Endomysium-Antikörper (EMA)-Titer positiv in einer zweiten, getrennt abgenommenen Blutprobe.

„Wenn beides zutrifft“, so Wirth, „kann die Zöliakie als bestätigt betrachtet werden.“ Eine Bestimmung der Humanen Leukozyten-Antigene HLA DQ2 und DQ8, wie noch in der Leitlinie von 2012 gefordert, sei unter diesen Umständen nicht erforderlich, genauso wenig wie eine histologische Untersuchung (J Pediatr Gastroenterol Nutr. 2020; 70(1):141-156 ). Der Grund sind die laut Wirth „sehr hohen positiven prädiktiven Werte der TGA-IgA-Antikörper“. Bei mehr als zehnfach erhöhten Titern liege dieser Wert über 99 Prozent. Eine zusätzliche HLA-Bestimmung konnte das Resultat nicht verbessern, sodass man sich in der neuen Leitlinienversion letztlich für die vereinfachte Empfehlung entschieden habe.

Eltern in die Entscheidung einbeziehen!

Ein IgA-Mangel sollte bei Zöliakieverdacht in jedem Fall durch Bestimmung des Gesamt-IgA ausgeschlossen werden. In die Entscheidung für oder wider eine diagnostische Biopsie sollten die Eltern und, sofern angemessen, auch der Patient nach entsprechender Information mit einbezogen werden.

Zwischen symptomatischen und asymptomatischen Patienten (Risikopatienten) werde diesbezüglich kein Unterschied mehr gemacht: „Beide Gruppen“, so Wirth, „unterliegen den gleichen Kriterien zur Vermeidung einer Dünndarmbiopsie!“

Das Resümee des Experten: „In klaren Fällen ist es sicherlich sinnvoll, auf die invasive Diagnostik zu verzichten.“ Dagegen solle man „im Zweifelsfall lieber eine Dünndarmbiopsie durchführen, da die Diagnose Zöliakie für eine lebenslange Diät verantwortlich ist“.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Lebensmittelsicherheit

Paranüsse: Strahlenbelastung (k)ein Problem?

Frühe Nutzenbewertung

G-BA: Geringer Zusatznutzen für Nivolumab bei Ösophaguskrebs

Zentralnervöse und psychiatrische Nebenwirkungen

Promethazin bei Kindern unter sechs Jahren nun kontraindiziert

Das könnte Sie auch interessieren
Praxisfall im Podcast: Atemwegsinfekt

© Bionorica SE

Phytoneering-Akademie

Praxisfall im Podcast: Atemwegsinfekt

Anzeige | Bionorica SE
Antibiotika – Fluch und Segen

© Bionorica SE

Podcast

Antibiotika – Fluch und Segen

Anzeige | Bionorica SE
Brauchen wir noch Antibiotika?

© deepblue4you | iStock

Content Hub

Brauchen wir noch Antibiotika?

Anzeige | Bionorica SE
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz

Chronisch kranke Kinder

Mangelernährung frühzeitig erkennen und konsequent angehen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Danone Deutschland GmbH, Frankfurt/Main
Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

© Oleh / stock.adobe.com

Zielgerichtete Interleukin-23p19-Inhibition

Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
stiliserte, bunte Symbole für Patientenakten

© savittree / stock.adobe.com

Update

FAQ zur „ePA für alle“

Die elektronische Patientenakte kommt: Das sollten Sie jetzt wissen

Für die Einarbeitung sollten Neulinge eine feste Ansprechpartnerin im Team haben. (Motiv mit Fotomodellen)

© Manu Reyes / Stock.adobe.com

Willkommenskultur

Neu im Team? Was Praxen beim Onboarding beachten sollten