pH-Selbstmessung führt zu weniger Frühgeburten

BIELEFELD (grue). Regelmäßige Selbstmessungen des pH-Wertes in der Scheide tragen dazu bei, das Risiko für eine Frühgeburt zu verringern. Das bestätigt das Ergebnis eines Modellprojektes mit schwangeren Frauen.

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So kann bei erhöhtem pH-Wert etwa durch Laktobazillen-Päparate rasch gegengesteuert und damit das Risiko für Infektionen als wesentlicher Ursache für Frühgeburten gesenkt werden. Die Effektivität der pH-Selbstmessung wurde bei einem Modellprojekt in fünf Bundesländern untersucht, wie Professor Udo Hoyme bei einer Veranstaltung des Unternehmens Dr. August Wolff in Bielefeld berichtet hat.

Für das Projekt werden die Verläufe von über 150 000 Entbindungen ausgewertet, die zwischen 2004 und 2006 erfolgten. Die jüngste Datenanalyse umfasst über 57 000 Entbindungen in Niedersachsen und Bayern. Aus dieser Stichprobe hatten über 7000 Schwangere zwischen der 12. und 32. Schwangerschaftswoche zweimal wöchentlich den pH-Wert in der Scheide gemessen. Die benötigten Messhandschuhe stellten Krankenkassen zur Verfügung, sagte der Experte vom Helios-Klinikum Erfurt.

Bei erhöhtem pH-Wert erfolgte eine erneute Messung in einer Frauenarztpraxis, außerdem ein Amintest zum Nachweis anaerober Keime im Vaginalfluor und eine mikroskopische Untersuchung des Vaginalsekrets. Erhöhte pH-Werte wurden durch Laktobazillen-Präparate wie Vagisan® Milchsäure-Bakterien gesenkt, das vom Unternehmen als Vaginalkapseln angeboten wird. Lag eine Infektion vor, wurden die Frauen antibiotisch mit intravaginalem Clindamycin behandelt oder in ein Krankenhaus aufgenommen.

Wie Hoyme berichtete, wurde durch die pH-Selbstmessung das Risiko für Frühgeburten vor der 32. Schwangerschaftswoche deutlich gesenkt: In der Gruppe mit regelmäßigen Selbsttests gab es nur 0,49 Prozent dieser sehr frühen Frühgeburten, ohne Selbstmessung betrug die Rate 0,79 Prozent - ein signifikanter Unterschied.

"Leider sind nach Auslaufen eines Vorläufer-Projektes in Thüringen die Frühgeburtenraten bereits wieder angestiegen", sagte Hoyme. Er hoffe aber, dass unabhängig von Untersuchungsprogrammen künftig viele schwangere Frauen von der pH-Selbstmessung Gebrauch machen. Bald sollen dafür besonders kostengünstige Messfingerlinge angeboten werden.

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