DAK-Gesundheitsreport

86.000 berufstätige Bayern sind spielsüchtig

Spielsucht unter den Erwerbstätigen in Bayern führt zu erheblichen Fehlzeiten im Job wie der DAK-Gesundheitsreport „Sucht 4.0“ für den Freistaat zeigt.

Thorsten SchüllerVon Thorsten Schüller Veröffentlicht:
Die DAK in Bayern hat den Einfluss von Alkohol-, Tabak- und Spielsucht auf ihre Versicherten untersucht – mit teils bedenklichen Ergebnissen.

Die DAK in Bayern hat den Einfluss von Alkohol-, Tabak- und Spielsucht auf ihre Versicherten untersucht – mit teils bedenklichen Ergebnissen.

© scyther5 / Getty Images / iStock

MÜNCHEN. Von den rund 6,9 Millionen Erwerbstätigen in Bayern nutzt ein hoher Prozentsatz Computerspiele, viele gelten gar als spielsüchtig. Erstmals hat die DAK in ihrem Gesundheitsreport das Thema Gaming, also die Nutzung von Computerspielen, und dessen Auswirkungen auf die Arbeitswelt untersucht. Demnach spielen 54 Prozent der Erwerbstätigen in Bayern Computerspiele.

5,5 Prozent der Erwerbstätigen gelten den Angaben zufolge als riskante Gamer. Das heißt: 380.000 Beschäftigte zeigen ein auffälliges Nutzungsverhalten. Vor allem jüngere Arbeitnehmer zwischen 18 und 39 Jahren sind laut DAK riskante Computerspieler. Rund 86.000 Erwerbstätige würden sogar die Kriterien einer Internet Gaming Disorder (Computerspielsucht) erfüllen.

Der Report weist aus, dass bundesweit jeder vierte riskante Gamer während seiner Arbeitszeit Computerspiele spielt. Bei den Computerspielsüchtigen ist es sogar fast jeder Zweite (47 Prozent). Jeder elfte Mitarbeiter mit riskantem Spielverhalten gab bei der Analyse an, in den letzten drei Monaten wegen des Spielens abgelenkt oder unkonzentriert bei der Arbeit gewesen zu sein. Von den Erwerbstätigen mit einer Computerspielsucht sei es sogar jeder Dritte (34,1 Prozent).

Unkonzentriert im Job

Neben der Spielsucht sind auch Alkoholkonsum und Rauchen unter den bayerischen Berufstätigen weit verbreitet. Laut der Untersuchung trinken etwa 650.000 Arbeitnehmer zu viel Alkohol, knapp 1,2 Millionen sind tabakabhängig. Insgesamt habe das Suchtrisiko durch Gamen, Trinken und Rauchen gravierende Folgen für die Arbeitswelt.

Sie seien unkonzentrierter im Job und kämen häufiger zu spät. Zudem sei der Krankenstand bei betroffenen Erwerbstätigen mit 7,2 Prozent mehr als doppelt so hoch wie bei nicht Betroffenen. Besonders deutlich sei der Unterschied bei den psychischen Leiden: Hier seien es viermal so viele Fehltage. Bei Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen gibt es laut der Untersuchung ein Plus von 127 Prozent, bei Atemwegserkrankungen sind es 60 Prozent.

Krankenstand 3,7 Prozent

Ungeachtet dieser Werte hatte der Freistaat gemeinsam mit Baden-Württemberg im vergangenen Jahr im bundesweiten Vergleich mit 3,7 Prozent den niedrigsten Krankenstand. Das heißt, dass an jedem Kalendertag des Jahres durchschnittlich 3,7 Prozent der DAK-Mitglieder in Bayern arbeitsunfähig waren.

Für die Untersuchung wurden Daten zur Arbeitsunfähigkeit von 355.800 erwerbstätigen Versicherten der DAK-Gesundheit in Bayern durch das IGES Institut in Berlin ausgewertet – flankiert von Analysen der ambulanten und stationären Versorgung. Zudem wurden 1082 Beschäftigte im Freistaat zur Verbreitung und den Umgang mit den verschiedenen Suchtmitteln befragt.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System