Kommentar zum Corona-Rettungsschirm
Absurde Situation für Kliniken im Norden
Die Inzidenzwerte in Schleswig-Holstein sind vergleichsweise niedrig. Für die Kliniken im Land kann das fatale Folgen haben.
Veröffentlicht:Glückliches Schleswig-Holstein: Bislang sind die Infektionszahlen deutlich geringer als in anderen Bundesländern. Für die Krankenhäuser bedeutet das aber nicht, dass sie deshalb zur Tagesordnung übergehen könnten. Selbstverständlich bleiben die Kliniken vorbereitet und sind in der Lage, sich flexibel auf sich verändernde Bedingungen einzustellen. Sie haben wie Krankenhäuser in anderen Regionen die entsprechenden Konzepte erarbeitet, die Ressourcen angepasst, das Personal geschult und – wenn dies möglich war – zusätzliches eingestellt.
Zugleich zeigen die Warnungen der Politik die gleiche Wirkung wie in anderen Regionen: Elektive Eingriffe sind rückläufig, weil die Patienten sich Sorgen machen und deshalb Operationen verschieben. Damit entstehen Erlösausfälle. Dies gilt für die Kliniken, die viele COVID-19-Patienten behandeln genauso wie für Kliniken, in denen nur noch eine kleine Zahl betreut werden muss. Die bundesweite Regelung, dass die Ausgleichszahlen für das Verschieben planbarer Operationen in Abhängigkeit von der Inzidenz des jeweiligen Landkreises gewährt werden, führt also zu einer Schieflage. Am Ende könnten Krankenhäuser in Regionen mit wenig COVID-19-Patienten die Verlierer sein, obwohl sich dort erstens die Bevölkerung vorbildlich verhalten und zweitens das Gesundheitssystem vorbildlich auf die Pandemie eingestellt hat.
Die Krankenhausgesellschaft im Norden hat einen Vorschlag gemacht, wie diese Schieflage verhindert werden könnte: Die Budgets des Vorjahres müssten weiter gelten. Ob dieser oder ein anderer Weg eingeschlagen wird, ist nachrangig. Wichtig ist, dass die Krankenhäuser verlässliche Bedingungen erhalten, unter denen sie Patienten während und auch noch nach der Pandemie versorgen können. Die jetzt verabschiedete Regelung erfüllt diese Voraussetzung nicht.
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