Hausärztetag

Bayerische Hausärzte beklagen „Ausverkauf“ an MVZ

Auf Arztpraxen werde regelrecht Jagd gemacht, hieß es beim Bayerischen Hausärztetag. Unterstützung angesichts der Investoren-MVZ kam vom Gesundheitsminister.

Veröffentlicht:
Der Hausärzteverband fordert mehr Regulierung und Transparenz bei MVZ-Investoren.

Der Hausärzteverband fordert mehr Regulierung und Transparenz bei MVZ-Investoren.

© Gina Sanders / stock.adobe.com

Erlangen. Auf Hausarztpraxen werde regelrecht Jagd gemacht, investorengetriebene MVZ kassierten die Mitarbeiter ein, schildert ein Hausarzt aus dem Raum München. Der Hausärzteverband fordert eine Regulierung und mehr Transparenz für diese MVZ.

„Der Ausverkauf der medizinischen Strukturen steht in Deutschland vor der Tür“, warnte Dr. Markus Beier, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes (BHÄV), beim Bayerischen Hausärztetag in Erlangen. Dem drohenden Ausverkauf der medizinischen Versorgung über investorengesteuerte Medizinische Versorgungszentren (MVZ) durch Privat-Equity-Gesellschaften müsse Einhalt geboten werden.

Lesen sie auch

Erst vergangene Woche hatte der Deutsche Hausärzteverband in Hannover ein Zehn-Punkte-Programm beschlossen, um die Übernahmen von MVZ durch Investoren zu beschränken. Darin fordern die Delegierten neben einem MVZ-Transparenzregister, das auch nachgelagerte Inhaberstrukturen abbildet, auch, dass Krankenhaus-MVZ nur noch in räumlicher Nähe zum gründenden Krankenhaus zulässig sein sollen.

Dr. Oliver Abbushi, niedergelassener Facharzt für Innere- und Allgemeinmedizin im oberbayerischen Oberhaching sowie BHÄV-Bezirksvorsitzender in München, schilderte die Situation drastisch: „Auf Hausarztpraxen wird regelrecht Jagd gemacht. Die MVZ kassieren unsere Mitarbeiter.“ Das Netz an Arztpraxen werde kaputtgemacht, wenn nicht jetzt mit aller Entschiedenheit gehandelt und gegengesteuert werde.

Unterstützung von Holetschek

„Da rennen Sie bei mir offene Türen ein“, sagte Gesundheitsminister Klaus Holetschek. Der CSU-Politiker bekräftigte die Dringlichkeit, Regulierungen bei den investorengetragenen MVZ auf den Weg sowie Transparenz hineinzubringen. MVZ seien per se nichts Verkehrtes, die durch sie bewirkte Ökonomisierung schon. Ihre Zahl steige stetig. „Die Folgen für die medizinische Versorgung unserer Bevölkerung müssen wir genau beobachten und kritisch begleiten“, so der Minister.

Die Gesundheitsministerkonferenz hatte dem Bund im November 2021 – Holetschek hatte zu dem Zeitpunkt den Vorsitz inne – Regulierungsvorschläge übermittelt und die Einrichtung einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe gefordert. „Passiert ist bisher aber leider nichts“, kritisierte er. Er appellierte an den Bund, „nicht der Entwicklung zuzuschauen, die sich manifestiert und dann nicht mehr zurückdrehen lässt“. „Wir werden Formulierungshilfen erarbeiten und auf die Politik zugehen, kündigte BHÄV-Vorsitzender Beier an. (mic)

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Peter Friemelt 18.05.202211:29 Uhr

Der Kommerzialisierung in der Medizin einen Riegel vorschieben. Investoren-MVZ nein! Kommunal getragene MVZ ja!
Aus Patientensicht wird es höchste Zeit, die Kommerzialisierung im Gesundheitswesen zurückzudrängen. Die Initiative des Hausärzteverbands ist deshalb voll zu unterstützen. Aber die Kommerzialisierung ist nicht nur bei der hausärztlichen Versorgung ein Problem. Es gibt Arztpraxen, die zweifelhafte Igel-Leistungen anbieten und die Kassenleistungen schlecht reden. Im stationären Bereich haben wir durch die Einführung der DRGs ebenfalls ein Problem in Richtung Kommerzialisierung.
Aber wir müssen auch sehen: es gibt Patienten, die ein MVZ bevorzugen und solche, die lieber in die Einzelpraxis gehen. Die MVZ sind nicht generell ein Problem. Kommunale MVZ machen in ärmeren Stadtteilen oder auf dem Land Sinn, wo sich Ärzte in Einzelpraxen nicht niederlassen wollen.
Kommerzialisierung in der Kassenmedizin muss gesetzlich deutlich eingeschränkt werden. Mit der Medizin Geschäfte zu machen ist zutiefst unethisch.
Peter Friemelt, Patientenberater München

Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!