Infektionszahlen steigen

Bedenkliche Corona-Entwicklung in Schleswig-Holstein

Das Corona-Infektionsgeschehen in Schleswig-Holstein nimmt zu: Gesundheitsminister Garg und Vertreter des ÖGD appellieren nun an Urlaubsrückkehrer, eine Woche lang zu Hause zu bleiben.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Sehr lange waren die Infektionszahlen in Schleswig-Holstein eher niedrig, doch mittlerweile steigen sie in einigen Regionen des Bundeslandes deutlich.

Sehr lange waren die Infektionszahlen in Schleswig-Holstein eher niedrig, doch mittlerweile steigen sie in einigen Regionen des Bundeslandes deutlich.

© Birgit / stock.adobe.com

Kiel. Schleswig-Holstein bietet allen Reiserückkehrern kostenlose Coronatests an und richtet dafür mobile Testzentren ein. Zugleich appellieren Landesgesundheitsminister Dr. Heiner Garg (FDP) und der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) an die Menschen, mit ihrem Verhalten zur Eindämmung der Pandemie beizutragen.

Derzeit sorgt Garg und den ÖGD eine „schleichende Sorglosigkeit der Menschen“. Helfen könnte aus ÖGD-Sicht, nach dem Urlaub möglichst noch eine Woche lang zu Hause zu bleiben. Verpflichtend ist dies nur für Rückkehrer aus Risikogebieten, wäre aus Sicht des ÖGD aber für alle Urlauber wünschenswert, wie dessen Verbandsvorsitzende Dr. Alexandra Barth sagte.

Die leitende Amtsärztin des Gesundheitsamtes der Stadt Neumünster regte dies in einer Pressekonferenz mit dem Gesundheitsministerium an, sprach selbst aber von „Wunschdenken aus fachlicher Sicht“. Sie gab zu bedenken, dass auch aus Ländern, die nicht als Risikogebiete gelten, derzeit Infektionen „eingeschleppt“ werden.

Garg schloss sich diesem Wunsch an, kombiniert mit der Bitte, sich auch nach einem Urlaub in Regionen, die nicht als Risikogebiete eingestuft sind, vorsichtshalber beim örtlichen Gesundheitsamt zu melden und Kontaktdaten zu hinterlegen.

Mobile Teststationen an wichtigen Einreisepunkten

Um Urlaubern das Testen zu erleichtern und zugleich die bestehenden ambulanten Strukturen zu entlasten, richtet das Land ab 31. Juli an wichtigen Einreisepunkten mobile Testzentren für kostenlose Untersuchungen ein. Wie berichtet hatte der Kreis Rendsburg-Eckenrförde einen Tag zuvor bereits ein entsprechendes Angebot in Eigenregie geschaffen – was Garg ausdrücklich lobte.

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Die zusätzlichen Stationen werden nun am Kieler Hafen, am Fährhafen in Puttgarden auf Fehmarn, in Lübeck, am Grenzübergang nach Dänemark an der A 7 sowie am Busbahnhof Neumünster entstehen.

Neben den Tests sollen die Urlauber dort auch Informationen über aktuelle Regelungen und ihre Pflichten in zehn verschiedenen Sprachen erhalten. Die Standorte können bei Bedarf gewechselt oder ergänzt werden.

Bedenkliche Entwicklung in Dithmarschen

„Damit wird für die Reiserückkehrer ein gutes Angebot geschaffen“, sagte KV-Vorstand Dr. Ralph Ennenbach. Die mobilen Abstrichzentren können nach seiner Überzeugung dazu beitragen, das ambulanten System möglichst wenig zu belasten. Schleswig-Holstein erwartet derzeit rund 55.000 Menschen pro Woche, die aus dem Urlaub zurückkehren, davon 40.000 aus dem Ausland.

Das Risiko höherer Infektionszahlen von Reiserückkehrern zeigt sich derzeit im Kreis Dithmarschen besonders deutlich. Der Kreis zählte bis vor kurzem zu den am wenigsten von der Pandemie betroffenen Regionen in Deutschland. Innerhalb weniger Tage schnellte dort die Zahl der Infektionen nach oben, insbesondere durch Reiserückkehrer verursacht.

Die Zahl von 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner pro Woche wurde zwar nicht ganz erreicht, dennoch ergriff Landrat Stefan Mohrdieck für die hauptsächlich betroffene Kreisstadt Heide jetzt Maßnahmen. Hierzu gehören unter anderem mehr Testmöglichkeiten, die Absage von Veranstaltungen, begrenzte Kundenzahlen in Geschäften.

Außerhalb des eigenen Haushaltes sollen sich Menschen in Heide nur noch mit einer weiteren Person treffen dürfen. Außerdem müssen einzelne Lokalitäten in der Stadt wieder mit vorübergehenden Schließungen rechnen.

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Maskenpflicht auf Büsumer Straßen

Nicht nur die Rückkehrer, auch die Urlauber vor Ort erhöhen das Infektionsrisiko. Im Nordseebad Büsum, das derzeit voll ausgebucht ist, wird wegen des Gedränges in den am stärksten frequentierten Straßen auch im Freien eine Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes eingeführt.

Mohrdieck hofft, mit diesen Maßnahmen einen Lockdown verhindern zu können. Der schnelle Anstieg der Infektionszahl macht aus seiner Sicht deutlich, wie dynamisch sich das Infektionsgeschehen entwickeln kann. Im Heider Westküstenklinikum werden derzeit zwei Menschen mit COVID-19 auf der Intensivstation behandelt.

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