Corona-Impfungen

Die meisten Impfzentren in Thüringen arbeiten weiter

Corona-Impfzentren wieder geschlossen? Nicht so in Thüringen. Beim Hausärzteverband hält sich die Begeisterung über den Weiterbetrieb der 29 Einrichtungen in Grenzen.

Von Katrin Zeiß Veröffentlicht:
Thüringen hält seine Impfzentren anders als andere Bundesländer vorerst offen.

Thüringen hält seine Impfzentren anders als andere Bundesländer vorerst offen.

© Michael Reichel / dpa

Erfurt. Das Gesundheitsministerium in Thüringen hat sich angesichts der stockenden Impfkampagne dafür entschieden, die meisten zentralen Anlaufstellen vorerst beizubehalten, wenn auch mit reduzierten Öffnungszeiten.

„Jetzt großflächig die Impfstellen zu schließen, wäre genau das falsche Signal“, begründete Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) Thüringens Sonderweg. „Denn wenn wir gut durch den Herbst und den Winter kommen wollen, dann gilt: Jede Impfung zählt.“ Zwei von drei Spritzen gegen COVID-19 seien bisher in Impfstellen verabreicht worden.

Auch nach Meinung von Dr. Annette Rommel, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen, sollen die Impfstellen wichtige Anlaufstellen bleiben – neben den Haus- und Fachärzten. Die KV betreibt die Impfzentren, für die bis Ende Juli laut Gesundheitsministerium Kosten von knapp 42 Millionen Euro aufgelaufen sind. In den meisten Bundesländern war Ende September Schluss.

Wohnortnahe Anlaufstellen

Thüringen war mit der kleinteiligen Impfstellenstruktur bewusst anders verfahren als andere Bundesländer, die meist wenige große Zentren für Tausende Menschen eingerichtet hatten – mit teilweise langen Anfahrtswegen. In Thüringen wurde wohnortnah in jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt mindestens eine Anlaufstelle eingerichtet.

Vier größere Zentren kamen erst ab dem Frühjahr hinzu, als es allmählich mehr Impfstoff gab und die Immunisierung jüngerer, mobiler Menschen begann. Drei der größeren Zentren sind bereits wieder geschlossen, das letzte macht Ende Oktober dicht. Ebenso zwei kleinere Impfstellen stellen dann den Betrieb wegen zu geringer Auslastung ein.

Thüringen – das monatelang das Impfranking in Deutschland anführte – hinkt inzwischen den meisten Bundesländern hinterher. Etwa 60 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft, der Anteil der Erstimpfungen liegt nur wenig darüber. Das zeigt sich auch an den Terminvereinbarungen in den Impfstellen.

Der Rekordtag mit rund 10.700 Impfungen landesweit liegt schon lange zurück, es war der 10. Mai. Zum Vergleich: Für den 6. Oktober wurden in den 29 Anlaufstellen insgesamt rund 2000 Termine vereinbart, je nach Impfstelle zwischen 10 und 152.

Hausärzte setzen auf Praxen

Beim Thüringer Hausärzteverband hält sich die Begeisterung über den Weiterbetrieb der Einrichtungen in Grenzen. Er plädiert anstelle des nahezu flächendeckenden Weiterbetriebs deshalb – ebenso wie der Bundesverband – dafür, die Impfungen in die Regelversorgung, also in die Arztpraxen, zu überführen.

„Die Impfstellen haben sich eigentlich überholt“, findet der Landesverbandsvorsitzende Ulf Zitterbart. Immerhin seien die meisten Menschen, die die Impfung unbedingt gewollt hätten, inzwischen versorgt. Weiter bestehen bleiben könnten die zentralen Anlaufstellen aber da, wo noch mehr als 100 Menschen pro Tag gespritzt würden. „Da wäre das sinnvoll“, sagt Zitterbart.

Mit dem Beginn der Auffrischungsimpfungen war in Thüringen auch die Zahl der mobilen Teams von bislang 15 auf 25 aufgestockt worden. Zudem hat Thüringen seit dem Sommer nach dem Vorbild anderer Bundesländer niedrigschwellige Impfaktionen etwa bei Fußballspielen, an Lebensmitteltafeln oder in Einkaufszentren oder besondere Aktionen in regionalen Impfstellen organisiert.

Für bundesweite Schlagzeilen, aber auch Geläster in den sozialen Medien sorgte das „Bratwurstimpfen“ im südthüringischen Sonneberg, als Impfwillige als Lohn für die COVID-19-Spritze ein Freiexemplar des Thüringer „Nationalgericht“ verdrücken durften.

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