Neue Empfehlungen der Regierungskommission
Experten erwarten mehr Qualitätstransparenz durch Klinikreform
Gesundheitsminister Lauterbach freut sich über Vorschläge für mehr Qualität bei weniger Bürokratie. Kommission fordert, Indikationsstellung in die Qualitätssicherung einzubeziehen.
Veröffentlicht:Berlin. Die anstehende Krankenhausreform hat das Zeug, sowohl die Qualität als auch die Sichtbarkeit von Qualität in der stationären Versorgung zu verbessern. Zu diesem Ergebnis kommt die Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung. „Durch eine klare, bundeseinheitliche Zuweisung von Leistungsgruppen mit Mindestqualitätsvoraussetzungen entstehen für die vorgeschlagenen Level Versorgungsstufen, die zu mehr Qualitätstransparenz für die Bevölkerung führen, heißt es in der siebten Stellungnahme und Empfehlung der Regierungskommission „Weiterentwicklung der Qualitätssicherung, des Qualitäts- und des klinischen Risikomanagements“.
„Deutschland gibt überdurchschnittlich viel Geld für Gesundheit aus. Die Ergebnisse sind aber zu häufig nur Mittelmaß“, kommentierte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Empfehlungen. Dass bessere Qualität nicht notwendigerweise mehr Bürokratie bedeuten muss, sei ein wichtiger Ansatz, betonte Lauterbach.
Kommission: Qualität der Indikationsstellung prüfen
Inwieweit das Gesundheitssystem hohe Versorgungsqualität und Patientensicherheit als primäre Ziele erreicht, sei unklar, äußerte sich Kommissionsmitglied Professor Jochen Schmitt vom Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung in Dresden. „Hier befinden wir uns trotz viel Bürokratie fast noch im Blindflug“, sagte Schmitt.
Die Kommission fordert, auch die Indikationsstellung in den Qualitätssicherungsprozess mit einzubeziehen. Trotz „bekannter, starker regionaler Unterschiede“ werde die Indikationsqualität kaum überprüft. „Hier haben wir noch wenige valide Informationen über das Versorgungsgeschehen“, sagte Kommissionsmitglied Dr. Heidemarie Haeske-Seeberg, Leiterin des Bereichs für Qualitätsmanagement der Sana Kliniken AG.
Sektorenübergreifende Qualitätssicherung
„Bereits durch die Zuweisung von Leistungsgruppen zu den entsprechend ausgestatteten Krankenhäusern wird eine qualitätsverbessernde Wirkung erzielt“, heißt es eingangs des aktuellen Papiers.
Die Stellungnahme postuliert für die Zukunft ein hohes Maß an Versorgungstransparenz und zwar Sektoren übergreifend. Dafür sollen Regelungen zur Qualitätssicherung und -messung zwischen den Sektoren harmonisiert werden. Auch für die Pflege und weitere Gesundheitsberufe sollten Qualitätsindikatoren entwickelt werden, schlagen die Sachverständigen vor.
Qualitätssicherung soll nach den Vorstellungen der Experten künftig „bürokratiearm“ mit Hilfe der Daten aus Registern und den elektronischen Patientenakten erfolgen. (af)