Förderung durch das Land Hessen

Künstliche Intelligenz unterstützt Herzdiagnostik

Ein an der Uniklinik Gießen entwickeltes System soll künftig auch niedergelassene Ärzte dabei unterstützen, das individuelle Risiko von Patienten bei Screeninguntersuchungen besser einzuschätzen.

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„Riska“ kann EKG-Aufnahmen aus unterschiedlichen Quellen einlesen und auswerten. Dabei erkennt das System auch komplexe Muster, wie sie bei Veränderungen im Herzmuskel auftreten.

„Riska“ kann EKG-Aufnahmen aus unterschiedlichen Quellen einlesen und auswerten. Dabei erkennt das System auch komplexe Muster, wie sie bei Veränderungen im Herzmuskel auftreten.

© Staatskanzlei / HMinD

Gießen. Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus hat sich an der Universitätsklinik Gießen über ein Projekt informiert, mit dem Herzerkrankungen automatisiert erkannt werden. „Daten und Künstliche Intelligenz halten uns zukünftig gesund“, sagte die Ministerin bei ihrem Besuch in Gießen. Dort entwickeln die Technische Hochschule Mittelhessen und die Justus-Liebig-Universität Gießen neue Methoden zur Diagnostik von Herzerkrankungen, die auf Künstlicher Intelligenz beruhen.

Präsentiert wurde Sinemus, wie ein Algorithmus Veränderungen im Elektrokardiogramm automatisiert erkennt und zuordnet. Das System soll künftig auch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte dabei unterstützen, das individuelle Risiko von Patienten bei Screeninguntersuchungen besser einzuschätzen. Das Projekt namens „Riska“ (Risikostratifizierung in der Kardiologie mittels Künstlicher Intelligenz) wird vom Land Hessen mit 740.000 Euro gefördert.

KI-basierte Lösung führt zu früherem Erkenntnisgewinn

„Riska“ kann EKG-Aufnahmen aus unterschiedlichen Quellen einlesen und auswerten. Dabei erkennt das System auch komplexe Muster, wie sie bei Veränderungen im Herzmuskel auftreten – zum Beispiel bei Vernarbungen. Damit könne eine weitergehende aufwändige Diagnostik auf notwendige Fälle beschränkt sowie invasive Untersuchungen vermieden werden. Zugleich könne das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen frühzeitig erkannt werden, erläutert Projektleiter Professor Michael Guckert. Ziel sei ein klinisches System, das EKG-Daten präzise und kostengünstig erkennt: „Mit der Fertigstellung der Benutzeroberfläche machen wir einen wichtigen Schritt hin zu einer breiten Anwendung in Hausarztpraxen“, sagte der Informatiker. „In Zeiten, in denen Patientinnen und Patienten oft monatelang auf Facharzt-Termine warten müssen, ist eine KI-basierte Lösung, die schon nach einem Hausarztbesuch Herzerkrankungen in einem frühen Stadium sicher erkennen kann, ein Segen“, ergänzte der Gießener Uni-Vizepräsident Professor Martin Kramer.

Zugleich stellte Ministerin Sinemus das Positionspapier Gesundheitsdaten vor, das zusammen mit der Initiative Gesundheitsindustrie Hessen entwickelt wurde. Darin werden aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze im Umgang mit der Nutzung von Gesundheitsdaten thematisiert. Gefordert werden einheitliche Datenstandards und Qualitätsanforderungen bei der Verarbeitung, Speicherung und Nutzung von Gesundheitsdaten. Eine weitere Forderung ist die verpflichtende Einführung der elektronischen Patientenakte, die mit einem Opt-Out-System verknüpft ist. Das bedeutet, dass die Nutzung der Daten grundsätzlich zulässig ist, wenn sie anonymisiert verarbeitet werden. Es besteht aber jederzeit die Möglichkeit, der Nutzung zu widersprechen. In dem Positionspapier werden zudem innovative Projekte, Forschungsvorhaben und Bildungsangebote vorgestellt, die sich mit dem Thema Gesundheitsdaten befassen. (coo)

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