Hessen

Landarztquote wird auf ÖGD ausgeweitet

Nicht mehr nur auf Hausärzte setzt die Quote, die Schwarz-Grün nun kommendes Jahr umsetzen will.

Christoph BarkewitzVon Christoph Barkewitz Veröffentlicht:
Nicht nur in Hessen dringend gesucht: Ärzte für den Öffentlichen Gesundheitsdienst.

Nicht nur in Hessen dringend gesucht: Ärzte für den Öffentlichen Gesundheitsdienst.

© Marijan Murat / dpa

Wiesbaden. Auch wenn der Gesetzentwurf der SPD zur Einführung einer Landarztquote in Dritter Lesung im hessischen Landtag vorige Woche abgelehnt wurde, so ist das Vorhaben damit keineswegs im Bundesland vom Tisch. Vielmehr gibt es jetzt erste Details für die Quote, die immerhin im schwarz-grünen Koalitionsvertrag verankert ist.

Denn in der Sache sind sich die drei Fraktionen einig, die Quote soll kommen. Allein mit dem Tempo der Umsetzung waren die oppositionellen Genossen nicht zufrieden, weswegen sie mittels eines eigenen Gesetzentwurfs Druck auf die Regierungsfraktionen ausüben wollten. „Wir brauchen ein stringentes Maßnahmenpaket gegen den Landarztmangel, nicht noch mehr schwarz-grünen Müßiggang bei diesem Thema“, sagte die SPD-Gesundheitspolitikerin Dr. Daniela Sommer im Landtag.

Quotenregelung spätestens im Sommersemester 2022

Doch jetzt kommt Bewegung in die Angelegenheit, die bislang zwischen den beiden Grün-geführten Ministerien Soziales und Wissenschaft dümpelte. Im Landeshaushalt für das kommende Jahr ist das Vorhaben eingestellt und soll „Anfang 2021“ gesetzlich geregelt werden. Spätestens im Sommersemester 2022 sollen die ersten Medizinstudenten über die Quote und mit der Verpflichtung, sich auf dem Land niederzulassen, starten. Dr. Ralf-Nobert Bartelt, Dermatologe und gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, würde sich sogar einen Start schon zum kommenden Wintersemester wünschen.

Neu bei den Plänen ist, die Quote auf den Öffentlichen Gesundheitsdienst auszuweiten, wie dies beispielsweise im Nachbarland Rheinland-Pfalz erfolgte. Anfang dieses Jahres, als die erste Welle der Corona-Pandemie auftrat und sich die Überlastung der Gesundheitsämter andeutete, sei es zu dieser Überlegung gekommen, berichtet Bartelt im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“. So sei nun zwischen der Union und den Grünen vereinbart, 7,5 Prozent der Medizinstudienplätze für die Quote zu reservieren: 6 Prozent für Landärzte, 1,5 Prozent für künftige ÖGD-Ärzte.

Nur sechs Prozent der Hausärzte sind unter 40

Dabei schwebt Bartelt vor, mit einer gewissen Flexibilität die vorhandenen Skeptiker in der Ärzteschaft von der Quote zu überzeugen. Sollte in einem Fachgebiet eklatanter Mangel herrschen, könnte man diese Arztgruppen in die Quote einbinden, schlägt Bartelt vor. Auf jeden Fall sollte dies für hausärztlich tätige Internisten und Pädiater gelten. In den Gesprächen mit Hessens KV-Vorständen Frank Dastych und Dr. Eckhard Starke sei er bereits auf „Kompromiss- und Kooperationsbereitschaft“ gestoßen.

Den großen Bedarf an Landärzten hatte die SPD-Abgeordnete Sommer im Landtag nochmals betont. Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung würden im Jahr 2030 in Deutschland rund 11.000 Hausärzte fehlen – davon alleine in Hessen 4200. „Die hessischen Hausärzte vergreisen rapide“, sagte Sommer. Nur sechs Prozent seien noch jünger als 40 Jahre, aber mehr als zwei Drittel sind älter als 50. Jeder siebte Hausarzt sei heute älter als 65, viele planten ihren Ruhestand in nächster Zeit.

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