Diskussion um Übernahme

Lübecker Belegärzte sehen sich vor „vollendete Tatsachen gestellt"

Gegen die geplante Übernahme des Marien-Krankenhauses durch das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein formiert sich Widerstand in Lübeck. Die dort tätigen Belegärzte kritisieren, dass sie in die Pläne nicht eingeweiht waren.

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Das Lübecker Marien-Krankenhaus soll offenbar vom Uniklinikum Schleswig-Holstein übernommen werden.

Das Lübecker Marien-Krankenhaus soll offenbar vom Uniklinikum Schleswig-Holstein übernommen werden.

© Thomas Robbin/imageBROKER/picture alliance

Lübeck. Die geplante Übernahme des Lübecker Marien-Krankenhauses durch das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) stößt bei den dort tätigen Belegärzten auf Gegenwehr. In einer gemeinsamen Erklärung sprechen sie von „hanebüchenen Zukunftsplänen", die sie „fassungslos" machen.

Die Übernahmepläne waren wie berichtet diese Woche publik geworden. Öffentlich haben sich bislang weder das UKSH, noch der Träger des defizitären Marien-Krankenhauses geäußert. Dies soll voraussichtlich Donnerstag passieren, nachdem die Mitarbeitenden informiert wurden.

Umzug aus der Innenstadt ist eine „kühne Idee"

„Mit Verkündung der Pläne wurden wir, ebenso wie die Stadt Lübeck, vor vollendete Tatsachen gestellt", heißt es in der Erklärung, die die Belegärzte auf ihren Praxis-Websites veröffentlicht haben. „Die kühne Idee, wir stünden dem Umzug und der damit einhergehenden Veränderungen positiv gegenüber, ist absolut unrealistisch", wird darin Michael Schneider, Anästhesist und Ärztlicher Direktor des Krankenhauses, zitiert.

Die Praxen der rund 40 Belegärzte aus sieben Fachrichtungen befinden sich zum großen Teil in direkter Nähe des Krankenhauses. Sie heben unter anderem die Vorteile des Krankenhauses mit Belegärzten hervor: „Kurze Wege, um schnell beim Patienten zu sein, eng verzahnte Strukturen der Fachrichtungen untereinander, um sich gegenseitig zu unterstützen und eine bestmögliche Versorgung zu gewährleisten – all das ist mit den Jahren stetig gewachsen und zugeschnitten von uns geplant."

Ein möglicher Umzug auf den Campus des UKSH macht aus ihrer Sicht keinen Sinn. Dr. Ralf Katzbach forderte als Sprecher der Belegärzte „andere Wege", das Marien-Krankenhaus am traditionellen Standort in der Innenstadt zu erhalten. Nach seinen Angaben war auch die Stadt Lübeck nicht in die Übernahmepläne eingeweiht. Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau hatte sich bei spontanen Mahnwache laut Medienberichten ebenfalls gegen die Übernahmepläne ausgesprochen.

Nach Angaben der Belegärzte sehen die Pläne vor, dass das Marien-Krankenhaus nach Schließung des jetzigen Standortes als eigenständiges Unternehmen in bestehende Räumlichkeiten des UKSH Lübeck integriert wird. Das bisherige Personal soll weiter beschäftigt werden. Langfristig sei geplant, mit staatlichen Fördermitteln einen Neubau auf dem Gelände des UKSH umzusetzen.

Ergebnisoffener Prozess gefordert

Sollte der Umzug auf den UKSH-Campus kurzfristig erfolgen, würde dies die Mehrheit der Belegärzte nach ihren Angaben dazu zwingen, ihre Tätigkeit am Marien-Krankenhaus einzustellen. „In der Geburtshilfe, ebenso wie in der operativen Versorgung, wäre die Situation dramatisch. Fraglich ist auch, ob das UKSH diese Kapazitäten überhaupt aufnehmen kann", heißt es in der Stellungnahme.

Schneider fordert deshalb einen ergebnisoffenen Prozess zum Erhalt des Standortes: „Es sollten alle potentiellen öffentlichen, medizinischen oder privaten Träger bzw. Investoren eingeladen werden, um ein zukunftsfähiges Gesamtkonzept für die Geburtshilfe und die operative Versorgung, gerade bei Kindern, zu entwickeln. Einer Kooperation mit dem UKSH sind wir ausdrücklich offen gegenüber eingestellt, aber nicht zulasten des Standortes in der Innenstadt." (di)

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