Für höhere Corona-Impfquoten

NRW setzt auf COVID-Impfaufklärung in der VHS

In Nordrhein-Westfalen können sich Bürger mit Fragen zur Corona-Impfung an Volkshochschulen wenden. Die informierte Entscheidung sei das Ziel, hieß es bei der Auftaktveranstaltung.

Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Start der Impfdialoge: Henriette Reker (von links), Oberbürgermeisterin von Köln, Karl-Josef Laumann, Gesundheitsminister von NRW, Judith Schullte-Loh (Fernsehmoderatorin) , Dr. Carola Holzner, Ärztin und Videobloggerin und Celia Sokolowsky (Direktorin, Landesverband der Volkshochschulen von NRW) bei der Auftaktveranstaltung in Köln.

Start der Impfdialoge: Henriette Reker (von links), Oberbürgermeisterin von Köln, Karl-Josef Laumann, Gesundheitsminister von NRW, Judith Schullte-Loh (Fernsehmoderatorin) , Dr. Carola Holzner, Ärztin und Videobloggerin und Celia Sokolowsky (Direktorin, Landesverband der Volkshochschulen von NRW) bei der Auftaktveranstaltung in Köln.

© Jens Krick / Flashpic / picture alliance

Köln. Menschen, die sich nicht gegen Corona impfen lassen wollen, haben die unterschiedlichsten Gründe. Manchen dient als Argument, dass sie keinen kennen, der an COVID-19 erkrankt ist. Dafür fehlt der Ärztin und Videobloggerin Dr. Carola Holzner – bekannt als „Doc Caro“ – das Verständnis. „Auch wenn Sie im Bekanntenkreis niemanden haben, der sich den Fuß gebrochen hat, glauben Sie doch, dass man sich den Fuß brechen kann“, sagt sie beim Auftakt der „Kommunalen Impfdialoge an den Volkshochschulen“ in Köln.

Auch den Einwand, dass viele Menschen an Grippe sterben und sich die Politik trotzdem nicht um das Thema kümmert, lässt die Anästhesistin nicht gelten. „Bei Grippe haben Sie solche Langzeitfolgen nicht“, erklärt sie. Und die Wirksamkeit der Corona-Impfung sei viel größer.

120 Volkshochschulen machen mit

Mit dem Angebot der Impfdialoge wollen 120 der 131 Volkshochschulen (VHS) in Nordrhein-Westfalen in den kommenden Monaten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit geben, ihre Fragen rund um Corona und die Impfung loszuwerden. Die VHS seien dafür gut geeignet, weil sie flächendeckend vertreten sind, sehr unterschiedliche Zielgruppen erreichen und Vertrauen genießen, findet Celia Sokolowsky, die NRW-Geschäftsführerin des Deutschen Volkshochschul-Verbands.

Es reiche nicht, Informationsmaterialien zur Verfügung zu stellen, die Auseinandersetzung mit einem Thema sei an vielen Stellen wichtig. „Wenn wir in Kursen feststellen, dass die Impfquote nur bei 20 Prozent liegt, hat das auch damit zu tun, dass die Informationen nicht ankommen, dass Verwirrung herrscht“, sagt Sokolowsky. Dazu trügen auch die sozialen Medien bei.

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Die VHS wären froh, wenn sie einen Beitrag zur Bekämpfung leisten könnten, betont sie. Aber: „Wir wollen keinen Druck ausüben, sondern die Menschen in die Lage versetzen, eine informierte Entscheidung zu treffen.“ Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) meint dagegen, dass ein bisschen Druck nicht schaden kann. Nicht zufällig hat NRW für Menschen, die weder geimpft noch genesen sind, einen PCR-Test zur Voraussetzung für den Besuch von Diskotheken oder anderen Tanzveranstaltungen gemacht.

Lockdown? Nur für Ungeimpfte

Die Hoffnung: Um die teuren Tests zu vermeiden, lassen sich die Leute dann doch lieber impfen. „Wenn man an allem teilnehmen will, wird das Leben für Nicht-Geimpfte etwas beschwerlicher“, stellt der Minister klar. Sollte es noch mal einen Lockdown geben, werde es ein Lockdown für Ungeimpfte. Die Botschaft, dass es nichts Besseres gibt, als sich impfen zu lassen, kann Laumann nicht oft genug wiederholen. „Wir haben es jetzt mit einer Pandemie der Ungeimpften zu tun.“ Ein Zuschauer der bei Youtube übertragenen Veranstaltung kritisiert, dass die Corona-Tests ab Mitte Oktober kostenpflichtig werden sollen. „Ich habe die Freiheit, mich nicht impfen zu müssen, mir fehlt aber die Kohle für regelmäßige Tests“, schreibt er im Chat. „Das ist eine scheinheilige Freiheit.“

Laumann, Schirmherr der VHS-Reihe, hat wenig Mitgefühl mit dem Mann. „Er soll sich impfen lassen, dann ist das Thema erledigt.“ Holzner verweist darauf, dass die Schnelltests nur eine vermeintliche Sicherheit bieten. Sie hält die 2G-Regel für sinnvoll. „Wir können nicht mit dem Holzhammer draufhauen, aber ein sanfter Schubs kann es schon sein.“

Das ist ein Akt der Solidarität.

Dr. Carola Holzner, als Videobloggerin „Doc Caro“ bekannt, zur Corona-Impfung. Anlass war die Auftaktveranstaltung der „Kommunalen Impfdialoge an den Volkshochschulen“ in Köln

Vor der Veranstaltung sind einige Fragen bei der VHS eingegangen, auch während der Veranstaltung melden sich Menschen über das Internet. Die Zuschauer im Saal halten sich dagegen zurück. Die Fragen zielen auf verschiedene Themenbereiche: die Impfungen selbst, die verschiedenen Impfstoffe, die Situation an den Schulen sowie Long-COVID und andere medizinische Fragen.

Holzner schildert mögliche Langzeitschäden, stellt klar, dass ein Kinderwunsch kein Grund ist, sich nicht impfen zu lassen. Die Ärztin erklärt, was Herdenimmunität bedeutet. Und immer wieder verweist sie auf die Vorteile der Impfung – nicht nur für die Impflinge. „Durch die Impfung kann man auch andere schützen, die sich nicht impfen lassen können“, betont sie. „Das ist ein Akt der Solidarität.“ Auch die Frage, ob es eine Impfpflicht geben wird, brennt einigen auf den Nägeln. Wird es nicht, betont Minister Laumann. „Dass wir am Ende die Leute mit der Polizei zum Impfen schleppen, kann ich mir nicht vorstellen. Deshalb sollten wir es sein lassen.“

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