Neue AOK-Zahlen

AOK Nordwest: Nur einer von fünf vermeintlichen Behandlungsfehlern ist auch einer

AOK Nordwest legt neue Zahlen über vermeintliche Behandlungsfehler vor und fordert von Ärzten, aus kritischen Ereignissen noch stärker zu lernen als in der Vergangenheit.

Veröffentlicht:

Kiel. 560 Versicherte der AOK Nordwest in Schleswig-Holstein haben in den vergangenen drei Jahren den Verdacht bei ihrer Krankenkasse geäußert, dass ein Behandlungsfehler vorliegen könnte. Die Zahlen schwanken stark: Im Jahr 2021 lag sie bei 191, im Jahr zuvor nur bei 146.

Vier von fünf solcher Vermutungen sind falsch oder lassen sich nicht belegen. "In 80 Prozent der Fälle wird kein beweisbarer Medizinschaden festgestellt oder es handelt sich um einen unberechtigten Vorwurf", teilte die Krankenkasse mit.

Lesen sie auch

Die meisten Verdachtsfälle treten in der Chirurgie, Orthopädie und Gynäkologie sowie in der Zahnheilkunde auf. "Hier sind mögliche Fehler für die Versicherten eher ersichtlich. Doch häufig entstehen Medizinschäden nur deshalb, weil auf eine ohne Verschulden eingetretene Komplikation nicht richtig oder nicht rechtzeitig reagiert wird", sagte der Vorstandsvorsitzende der AOK Nordwest, Tom Ackermann. Er forderte Erleichterungen beim Nachweis der Kausalität zwischen einem Behandlungsfehler und dem entstandenen Schaden. Weil dieser Nachweis schwer zu erbringen sei, machen Betroffene ihre Ansprüche nicht immer geltend, gab die AOK zu bedenken. Ackermann forderte deshalb, die juristische Schwelle zu senken.

Er wünscht sich zudem, dass Behandlungsfehler und kritische Ereignisse stärker als bislang als Quelle für Lernprozesse genutzt werden und dass die Bundesregierung das Patientenrechtegesetz weiterentwickelt, damit Patienten ihre Rechte besser durchsetzen können. (di)

Mehr zum Thema

Regelung muss in die Approbationsordnung

Hartmannbund fordert einheitliche Aufwandsentschädigung fürs PJ

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Neues Allergiezentrum am UKSH in Kiel

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tierexperiment: Neuer Signalweg identifiziert

Essen in Sicht? Die Leber ist schon aktiv!

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer