Kassen-Report

Oberhausen hält traurigen Diabetes-Rekord

Die AOK Rheinland/Hamburg hat sich in ihrem „Gesundheitsreport 2020“ angeschaut, wo zwischen Rhein und Ruhr die meisten Diabetiker leben.

Von Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Diabetes-Check: 8,2 %aller Menschen zwischen Rhein und Ruhr waren laut dem von der AOK Rheinland/Hamburg vorgelegten „Gesundheitsreport 2020“ an Diabetes mellitus Typ 2 erkrankt.

Diabetes-Check: 8,2 %aller Menschen zwischen Rhein und Ruhr waren laut dem von der AOK Rheinland/Hamburg vorgelegten „Gesundheitsreport 2020“ an Diabetes mellitus Typ 2 erkrankt.

© juanrvelasco / stock.adobe.com

Düsseldorf. Im Rheinland hält Oberhausen einen traurigen Rekord: Die Ruhrgebietsstadt hatte 2017 mit 9,8 Prozent die höchste geschätzte Prävalenz bei Diabetes Typ 2. Mit 6,1 Prozent sah die Lage in Bonn deutlich besser aus. Die durchschnittliche Prävalenz für die gesamte Region zwischen Rhein und Ruhr lag laut dem Gesundheitsreport 2020 der AOK Rheinland/Hamburg bei 8,2 Prozent.

Jede zwölfte Person im Rheinland war damit an Diabetes Typ 2 erkrankt. „Das ist sehr viel, besonders da die Erkrankung oftmals vermeidbar ist“, betont Matthias Mohrmann, Vorstand der Krankenkasse. Der Gesundheitsreport basiert auf Routinedaten der AOK Rheinland/Hamburg und des Instituts für Betriebliche Gesundheitsförderung sowie auf Daten aus einer Reihe von externen Quellen. Die Angaben zur Prävalenz stammen aus dem Gesundheitsatlas des Wissenschaftlichen Instituts der AOK und sind repräsentativ für die Gesamtbevölkerung in der Region.

Risikofaktor sozialer Status

Der Bericht bestätigt, was die großen Unterschiede zwischen Oberhausen und Bonn vermuten lassen: Der sozioökonomische Status gehört zu den Risikofaktoren für Diabetes. Die Prävalenz ist bei Menschen, die Arbeitslosengeld II beziehen, und ihren Familien mit 9,3 Prozent höher als bei Berufstätigen und ihren Familienmitgliedern (5,6 Prozent). Ähnlich sieht es bei COPD, Asthma und Adipositas aus – bei Diabetes ist die Diskrepanz zwischen Berufstätigen und Arbeitslosen aber am größten.

Die Daten belegen, dass einzelne Erkrankungen bei Diabetikern öfter auftreten. So lag die Prävalenz der Koronaren Herzkrankheit 2018 bei AOK-Versicherten ohne Diabetes bei 17,1 Prozent, bei Diabetikern lag sie bei knapp 31 Prozent. Bei Herzinsuffizienz war das Verhältnis 11,5 Prozent zu gut 20 Prozent, bei Nierenleiden 5,9 Prozent zu 12,6 Prozent, bei Dekubitus 1,9 Prozent zu 4,2 Prozent.

AOK hofft auf Digitalisierung

Die Prävalenz des diabetischen Fußsyndroms bei Versicherten mit Diabetes mellitus betrug 2018 in Rheinland/Hamburg 13 Prozent, bei der Retinopathie waren es 7,7 Prozent.

Diabetes müsse als ressortübergreifende Aufgabe verstanden werden, so Mohrmann. Gesundheitsförderung, Prävention und Früherkennung müssten so ausgebaut und aufeinander abgestimmt werden, dass das Versorgungsangebot flächendeckend, gruppenspezifisch und qualitativ weiterentwickelt wird.„Ungleichen Gesundheitschancen muss dabei entgegengewirkt werden.“ Hoffnungen setzt der AOK-Vize in die Digitalisierung. Sie biete die Chance, Disease-Management-Programme zielgruppenspezifisch, flexibel und ergebnisorientiert auszurichten. Die AOK Rheinland/Hamburg bietet ihren an Diabetes erkrankten Versicherten die Unterstützung durch das Telecoaching-Programm TeLiPro (Telemedizinisches Lebensstilinterventions-Programm) an. Bislang haben rund 1000 Versicherte teilgenommen.

Mehr zum Thema

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen

Gesundheitskongress des Westens

NRW droht bei Klinikreform mit Gang zum Bundesverfassungsgericht

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen