Schleswig-Holstein

Pflegeberufekammer warnt vor Nachwuchsproblemen

Um dem Mangel an Pflegekräften zu begegnen reicht Zuwanderung alleine nicht aus, ist Patricia Drube, Präsidentin der Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein, überzeugt.

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Neumünster. Attraktivere Arbeitsbedingungen, mehr Ausbildungskapazitäten und Rückgewinnung von aus dem Beruf ausgeschiedenen Kräften: Diese Forderungen richtet die Pflegeberufskammer Schleswig-Holstein an Politik und Arbeitgeber. Hintergrund ist der Personalmangel in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen im Norden.

„Wir haben ein ernsthaftes Nachwuchsproblem. Wenn wir jetzt nicht gegensteuern, ist die pflegerische Versorgung in Schleswig-Holstein langfristig massiv gefährdet“, sagte die Präsidentin der Pflegeberufekammer, Patricia Drube.

Nach ihren Angaben müssen Pflegedienste Patienten wegen Personalmangels bereits abweisen, aus dem gleichen Grund seien Betten in Pflegeeinrichtungen und Klinikstationen nicht belegt. Die Akquise von Personal aus dem Ausland hält sie nur für einen Baustein in einem Maßnahmenpaket.

Zuwanderung alleine reicht nicht

„Allein auf eine Zuwanderung von ausländischen Pflegekräften zu setzen, reicht als Maßnahme gegen den Pflegemangel bei weitem nicht aus“, sagte Drube.

Nach Angaben der Pflegeberufekammer, die rund 27.000 registrierte Mitglieder vertritt, gibt es in Schleswig-Holstein 9,35 Pflegefachkräfte auf 1000 Einwohner, bundesweit sind es dagegen 12,9.

Die Kammer stützt sich in ihrem Vergleich auf OECD-Angaben, wonach es in Norwegen und in der Schweiz mehr als 17 Pflegefachkräfte pro 1000 Einwohner gibt. In Frankreich sind dies 10,9, Italien (6,7) und Spanien (5,7) dagegen liegen sogar deutlich unter dem deutschen Wert.

Auch Pflegefachkräfte kommen in die Jahre

Für Schleswig-Holstein kommt nach Angaben Drubes eine Überalterung der Pflegenden hinzu. Dort gehen in den nächsten zehn bis zwölf Jahren 40 Prozent aller Pflegefachkräfte in den Ruhestand.

24 Prozent aller Fachkräfte sind jünger als 35 Jahre. Als Gründe für den Mangel hat Drube die hohe Arbeitsbelastung und die begrenzte Handlungsautonomie ausgemacht.

Die Pflegeberufekammer im Norden kämpft wegen der Zwangsmitgliedschaft wie berichtet gegen heftige Kritik von Pflegenden, Arbeitgebern und der Gewerkschaft Verdi. Die Landesregierung hatte nach anhaltenden Protesten beschlossen, die Beiträge für 2019 zu erlassen und die Kammer dafür mit drei Millionen Euro zu bezuschussen.

Außerdem sollen die Pflegenden im kommenden Jahr erneut darüber abstimmen, ob sie eine eigene Pflegeberufekammer wünschen. (di)

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