Tag der Pflege

Positive Impulse für die Pflege aus der Pandemie nutzen

Zum Tag der Pflege diskutierten Berliner Experten und Bürger über die Zukunft von Pflege. In der Pandemie hat die Pflege eine neue Aufwertung in der Gesellschaft erhalten. Doch etliche Baustellen sind noch unbearbeitet.

Von Madlen Schäfer Veröffentlicht:
Dankbarkeit allein reicht nicht aus: Auf einem Plakat wird Wertschätzung für die Pflege gefordert, die sich auch finanziell niederschlägt.

Dankbarkeit allein reicht nicht aus: Auf einem Plakat wird Wertschätzung für die Pflege gefordert, die sich auch finanziell niederschlägt.

© Robert B. Fishman/picture alliance

Berlin. Menschen in der Hauptstadt haben die Möglichkeit im Rahmen von Dialog „Pflege 2030“ die Zukunft der Pflege mitzugestalten. Am Tag der Pflege sprachen bei einer Online-Konferenz Staatssekretärin Barbara König, Geschäftsführer des AWO-Landesverbands Oliver Bürgel, Dr. Gisela Grunwald vom Landesseniorenbeirat sowie Stefanie Emmert-Olschar vom Kompetenzzentrum Pflegeunterstützung über die Chancen, die die Corona-Pandemie für die Pflege eröffnet.

In der 90-minütigen Konferenz berichteten auch Pflegende, Angehörige und Menschen in Pflegeberufen von ihrer derzeitigen Lage. So erzählte etwa die Altenpflegerin Ilka Sommer, dass beim Ausbruch von COVID-19 nicht genügend Schutzmaterial vorhanden war. Sie selbst erkrankte am Coronavirus. Vom Hauptproblem der Materialknappheit weiß auch Grunwald. „Es ist eine Pflicht, mehr in Pflegeheimen zu testen“, forderte sie mit Blick auf die Hochrisikogruppe.

„Solidarität ist ungebrochen“

Positiv ist grundsätzlich, dass die Solidarität groß und ungebrochen ist“, erklärte Emmert-Olschar vom Kompetenzzentrum Pflegeunterstützung. Aber vor allem die Situation von pflegenden Angehörigen sei weiter sehr herausfordernd. So seien 3500 Ehrenamtliche in der häuslichen Tagespflege weggebrochen, weil sie teilweise zur Risikogruppe gehören.

Auch bei der AWO müssen die Einrichtungen anders arbeiten. „Ein Direktkontakt ist nicht mehr möglich“, sagte Bürgel über die Umstellung der ehrenamtlichen Aufgaben wie etwa Treffs. Über Videoschalten und Telefongespräche seien aber auch viele Jüngere mit Älteren in Kontakt gekommen.

„Der Beruf ist total attraktiv, aber die Arbeitszeiten und Bezahlung sind es nicht“, sagte König. Dies müsse sich ändern, denn noch immer werde die Krankenpflege besser bezahlt. Den Corona-Pakt findet sie gut, aber: „Es soll nicht so sein, dass jeder unterschiedliche Bonuszahlungen bekommt.“ Vielmehr sollte die Corona-Prämie auf ganz Berlin ausgedehnt werden. Die Pandemie habe der Gesellschaft vor Augen führt, worauf es ankommt. Menschen in der Pflege hätten eine Aufwertung erfahren, die zu einer besseren Bezahlung führen könne.

Nicht auf Kosten der Pflegebedürftigen!

„Ich möchte, dass Pflegepersonal besser bezahlt wird, aber nicht auf Kosten der Pflegebedürftigen“, erklärte Grunwald. Viele Menschen würden selbst pflegen, weil sie sich nur das leisten können. „Wo die finanzielle Lage bei Pflegenden bereits prekär war, darf sie nicht noch prekärer werden“, meinte auch Emmert-Olschar. Corona habe gezeigt, dass es gelinge, solidarisch eine Krise zu meistern, „Pflege hat generell in der Stadt an Bedeutung gewonnen. Jetzt müssen die Rahmenbedingungen stimmen“, sagt Bürgel.

Bei der Frage, wer die Kosten für eine bessere Bezahlung von Pflegepersonal übernimmt, waren die Experten sich einig: Die Pflegevollversicherung könne das Problem lösen. „Die Solidarität, die jetzt für die Pflege da ist, muss bleiben, wenn wir die Pflegevollversicherung auf gute Füße stellen wollen“, so König.

Pflege auf Augenhöhe von Ärzten

Besonders die Qualifizierung in der Pflege müsse weiterentwickelt werden. In der Krise konnten rund 500 Pflegefachkräfte mit ausländischer Ausbildung unbürokratisch und schnell vom Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) anerkannt werden. „Wir wollen ja auch akademische Pflege am Menschen. Pflege heißt noch nicht ärztliches Personal“, meinte König.

Ziel sei es, dass Pfleger auf die Augenhöhe von Ärzten herankommen würden. Drei Studiengänge im Bereich Pflege gebe es in der Hauptstadt bereits. „Wenn wir viele Menschen in der Pflege wollen, braucht nicht jeder, alles zu können“, erklärte Grunwald. Es sollte vielmehr auf Team- und Arbeitsteilung gesetzt werden.

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