Öffnungsschritte

Saarland-Modell mit Lockerungen und Corona-Tests gestartet

Die saarländische Landesregierung hält an der geplanten Lockerung der Kontaktbeschränkungen fest. Aus der Pflege und der Wissenschaft kommt Kritik.

Von Michael Kuderna Veröffentlicht:
Seit dem 6. April dürfen Gastronomen im Rahmen des Saarland-Modells unter Auflagen ihre Außengastronomie wieder öffnen.

Seit dem 6. April dürfen Gastronomen im Rahmen des Saarland-Modells unter Auflagen ihre Außengastronomie wieder öffnen.

© Oliver Dietze/dpa

Saarbrücken. Trotz Warnungen werden die Kontaktbeschränkungen infolge der Coronavirus-Pandemie im Saarland ab Dienstag (6. April) gelockert. Allerdings sieht das „Saarland-Modell“ auch eine erweiterte Testpflicht vor. Befürworter eines erneuten Lockdowns zum jetzigen Zeitpunkt gibt es im Saar-Landtag offenbar nicht. Bedenken werden noch am ehesten innerhalb der SPD und aus dem Gesundheitsbereich laut.

Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) und seine Stellvertreterin Anke Rehlinger (SPD) verteidigten den am Wochenende vom Kabinett formal beschlossenen „Strategiewechsel“. Er basiert auf Öffnungsschritten, die aber an strikte Testauflagen geknüpft sind. Dadurch sollen die Menschen einerseits eine Perspektive auf mehr Freiheiten erhalten, andererseits Infektionen früher aufgedeckt werden.

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Testergebnisse nicht älter als 24 Stunden

Konkret sind ab Dienstag zusätzlich zu den auch weiterhin völlig freien Treffen von fünf Personen aus zwei familiär verbundenen und einem weiteren Haushalt nun auch private Zusammenkünfte von bis zu zehn Personen im Freien erlaubt, wenn diese einen aktuellen Corona-Test vorlegen können. Ähnliche Regelungen gelten für die Außengastronomie, wobei in jedem Fall eine vorherige Terminbuchung und die Datenabgabe zur Kontaktnachverfolgung nötig sind.

Mit negativem Test sind außerdem Besuche in Theater und Kinos sowie teilweise auch der Sport wieder möglich. Alle Testungen dürfen generell nicht älter als 24 Stunden sein und müssen von anerkannten Stellen bescheinigt oder vor Ort selbst durchgeführt werden. Schließlich sollen die Schulen ab 19. April in den Präsenzunterricht zurückkehren, jedoch wiederum verbunden mit der Pflicht zu zwei Tests pro Woche.

Inzidenz steigt? Mehr testen!

Bei Überschreiten einer Inzidenz von 100 an mehr als drei Tagen soll es an diesen Öffnungsschritten nur eine Änderung geben, nämlich die Ausweitung der Testpflicht auch auf die bisher ohne Tests geöffneten Bereiche wie Einzelhandel oder körpernahe Dienstleistungen.

Nur die Grundversorgung (etwa Lebensmittel, Banken, Arztpraxen) soll davon ausgenommen bleiben. Am Dienstag lag die Inzidenz an der Saar bei knapp 86. Eine Rücknahme aller Öffnungsschritte im Rahmen eines Lockdowns ist nur für den Fall vorgesehen, dass dem Gesundheitssystem die Überlastung droht.

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Die Fraktionen der Großen Koalition begrüßten die Abkehr vom Inzidenzwert als allein ausschlaggebendes Kriterium für Beschränkungen. Auch die Linken unterstützen die neue Linie, der AfD geht sie sogar nicht weit genug. Dagegen bezeichnete der Pflegebeauftragte der Gewerkschaft Verdi im Südwesten, Michael Quetting, das Saarland-Modell als „sehr gefährlich“. Auch Pharmazie-Professor Thorsten Lehr, dessen Corona-Simulator bundesweit Beachtung gefunden hat, ging auf Distanz.

Die Juso-Landesvorsitzende Kira Braun sprach sogar von einer „übereilten Marketing-Nummer“, die Hoffnungen schüre, welche „man absehbar nicht einhalten“ könne.

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