Öffentlicher Gesundheitsdienst

Thüringen will Personal in Gesundheitsämtern kräftig aufstocken

Bundeswehrangehörige, die Gesundheitsämtern bei der Suche nach Kontaktpersonen Infizierter helfen, gehören zu den Bildern der Corona-Pandemie. Sie zeigten die dünne Personaldecke der Ämter.

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Thüringens Landesgesundheitsministerin Heike Werner (Linke) vor einem Mikrofon.

Will den Öffentlichen Gesundheitsdienst in Thüringen personell aufrüsten: Landesgesundheitsministerin Heike Werner (Linke).

© Martin Schutt / dpa / dpa-Zentralbild / picture alliance

Erfurt. Die in der Corona-Pandemie extrem belasteten Gesundheitsämter in Thüringen sollen in den nächsten Jahren personell kräftig aufgestockt werden.

Das Landesgesundheitsministerium kündigte am Mittwoch die Schaffung von rund 230 neuen Vollzeitstellen in den 22 Thüringer Ämtern in diesem und im nächsten Jahr an. Dies ergibt sich aus dem im vergangenen Jahr geschlossenen Bund-Länder-Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) und einer darauf bezogenen Rahmenvereinbarung von Land und kommunalen Spitzenverbänden, wie Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) sagte.

Bis 2026 stellt der Bund den Ländern vier Milliarden Euro für die Gesundheitsämter und Landesgesundheitsbehörden zur Verfügung. Auf Thüringen entfallen rund 75 Millionen Euro. Mit der Summe sollen die Gesundheitsämter personell gestärkt und digital aufgerüstet werden. Die Stärkung der Gesundheitsämter ist auch langjährige Forderung unter anderem der Landesärztekammer, die diese am Mittwoch bekräftigte.

Nachhaltige Entwicklung angestrebt

Die Gesundheitsämter hätten in der Pandemie eine Schlüsselrolle eingenommen, betonte die Kammerpräsidentin Ellen Lundershausen zum Auftakt eines medizinischen Weiterbildungskongresses in Erfurt. In Thüringen gibt es 22 kommunale Gesundheitsämter, zum öffentlichen Gesundheitsdienst gehören zudem Landesbehörden wie das Landesamt für Verbraucherschutz.

Thüringen strebe dessen Stärkung über 2026 hinaus an, sagte Werner. „Wir wollen eine langfristige und nachhaltige Entwicklung.“ Die Rahmenvereinbarung mit dem Thüringischem Landkreistag und Gemeinde- und Städtebund solle die Weichen entsprechend stellen. Die Kommunen erhalten einen Betrag aus dem Landesanteil, der an der jeweiligen Einwohnerzahl bemessen ist.

Darin sind auch Bonuszahlungen an Ärzte in Gesundheitsämtern vorgesehen. Die Gesundheitsämter kämpfen seit Jahren mit einem Fachkräftemangel, hauptsächlich weil Ärzte die oft besser bezahlten Stellen in Krankenhäusern oder Praxen vorziehen.

Als Anreiz für Ärzte in Gesundheitsämtern hatte die rot-rot-grüne Landesregierung kurz nach ihrem ersten Amtsantritt 2014 bereits die Zahlung von Gehaltszulagen für Amtsärzte eingeführt. Thüringen will zudem die Weiterbildung des ÖGD-Personals stärken und ihm kostenlose Kurse an der Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf ermöglichen.

Kammerpräsidentin fordert engere Zusammenarbeit der Ärzte

Als Konsequenz aus der Pandemie forderten Thüringens Ärzte am Mittwoch auch eine stärkere Bevorratung mit Schutzausstattung, Medikamenten und Ähnlichem für eine mögliche nächste Pandemie. „Vorbereitet sein, heißt Vorratswirtschaft treffen“, sagte die KV-Vorsitzende Annette Rommel, beim Kongressauftakt in Erfurt.

Ähnlich äußerte sich auch die Vorsitzende der Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen, Gundula Werner. Gerade zu Beginn der Corona-Pandemie habe sich gezeigt, dass ein Mangel etwa an medizinischer Schutzausrüstung am Ende das Leben von Menschen gefährde.

Der Verband der Leitenden Krankenhausärzte forderte eine politische und gesellschaftliche Debatte über künftige Krankenhausstrukturen. Dabei gehe es zum Beispiel um die Frage, ob Isolierstationen und weitere Kapazitäten auf Intensivstationen in Reserve gehalten werden sollten, auch wenn diese außerhalb einer Pandemie meist nicht gebraucht werden, sagte der Verbandsvorsitzende Fred Lange.

Gleichzeitig bescheinigten die Vertreter der Ärzteschaft den Medizinern im Freistaat, sie und die vorhandenen medizinischen Strukturen hätten sich in der Krise bewährt. Unstrittig sei aber, dass die Ärzte noch intensiver zusammenarbeiten müssten, argumentierte vor allem Kammerpräsidentin Lundershausen. (dpa)

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