Ärztetag 1990 stellt die Weichen zur Einheit

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Erstmals nehmen Ärzte aus der DDR - mit Rede- und Beratungsrecht - am Ärztetag teil. Es wird ein Ärztetag mit wegweisenden Entscheidungen.

Würzburg, im Mai 1990. Zum ersten Mal in der deutschen Nachkriegsgeschichte sind Ärzte als gewählte Vertreter freier Verbände an einem Deutschen Ärztetag beteiligt: mit Rede- und Mitberatungsrecht. Schon dies ist eine historische Dimension.

Eines wird auf diesem Ärztetag deutlich: Für die aus der DDR angereisten Kollegen gibt es nur weniges, was aus dem sozialistischen Gesundheitswesen für die Zukunft gerettet werden sollte.

Polikliniken und Ambulatorien sind nur für Minderheiten schützenswerte Institutionen - sie haben sich als Bestandteil des sozialistischen Machtapparats diskreditiert.

Das Vorbild für viele Ärzte wird die freie Ausübung des Arztberufs, in dem die Arzt-Patienten-Beziehung in den Vordergrund tritt - und natürlich die Beseitigung der Mängelwirtschaft durch eine geordnete Finanzierung.

Paradigmenwechsel in der Allgemeinmedizin

Dies ist noch ein steiniger Weg: In den Folgemonaten wird bei den Beratungen des Einigungsvertrages heftig um das gegliederte Kassensystem, die Rolle der Kassenärztlichen Vereinigungen und ihren Sicherstellungsauftrag gerungen.

In einem wichtigen innerärztlichen Streitpunkt durchschlägt der Ärztetag in Würzburg einen gordischen Knoten. Er plädiert mehrheitlich dafür, eine dreijährige Weiterbildung in der Allgemeinmedizin zur Qualifikationsgrundlage in der hausärztlichen Versorgung zu machen.

Nicht zuletzt ist dieser Beschluss dadurch befördert worden, dass in der DDR Facharztstandard galt und eine allgemeinmedizinische Weiterbildung von fünf Jahren vorgeschrieben war.

In der Bundesrepublik hatten die Ärztetage seit 1979 mit der Mehrheit von Fachärzten und Marburger Bund eine Pflichtweiterbildung abgelehnt. Nun war der Paradigmenwechsel geschafft. (HL)

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