"Perspektiven des Gesundheitswesens"

Beske präsentiert sein allerletztes Buch

Gesundheitsversorgung Mitte des 21. Jahrhunderts: von Zeit- und Personalknappheit bestimmt, nicht mehr wohnortnah. Das prognostiziert Professor Fritz Beske.

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BERLIN. "Das ist wirklich mein allerletztes Buch. Aber auch das Brisanteste." Der 93-jährige Doyen der deutschen Gesundheitswissenschaft, Professor Fritz Beske, hat sich mit diesem am Donnerstag vor der Bundespressekonferenz verabschiedet.

Und mit "Perspektiven des Gesundheitswesens" (DOI 10.1007/978-3-662-48941-3) eine letzte, düstere Prognose bis 2060 vorgelegt.

Längst steht für Beske nicht mehr die Finanzierungsproblematik im Vordergrund: Geld für die Gesundheitsversorgung in einer alternden Gesellschaft lasse sich durch Umverteilung und Kredite - in Grenzen - vermehren.

Viel schwerer wiegt die Knappheit natürlicher Ressourcen: Mangel an Ärzten und Pflegeberufen, fehlende Zeit für die Versorgung und Betreuung multimorbider Patienten und Pflegebedürftiger. F

olge seien gravierende Strukturveränderungen, teils zwangsläufig, teils politisch gesteuert. Beskes Thesen:

Krankenhausversorgung: Die Länder werden den Investitionsbedarf nicht decken. Bei zunehmender Spezialisierung - 104 ärztliche Disziplinen nach der Weiterbildungsordnung - sei Kooperation zwangsläufig und damit auch der Trend zur Zentralisierung.

Kleinen Krankenhäusern gibt Beske kaum eine Chance. Einen Teil des Schrumpfungsprozesses werde der Markt bewirken, aber die Politik habe die Option, durch Mittelkonzentration auf leistungsfähige Strukturen die Versorgung abzusichern.

Ambulante Versorgung:Die wohnortnahe Versorgung in ländlichen Räumen wird nicht mehr gelingen", so Beske. Sie werde aus in Städten dislozierten Gesundheitszentren erfolgen.

Hausarztsystem: Ein verbindliches Hausarztsystem wird dringend erforderlich. Der Facharzt sollte nur noch durch Überweisung in Anspruch genommen werden können, beim Hausarzt fließen alle gesundheitsrelevanten Daten für das Patienten-Management zusammen.

Einzelleistungsvergütung: Das ermöglicht es Ärzten, sich verstärkt auf schwer kranke Patienten zu konzentrieren - "Verdünnerfälle" entfallen.

Organisationsfreiheit: Auf der Versorgungsebene müssen die Beteiligten - Ärzte, andere Gesundheitsberufe, KVen und Kommunen - größtmögliche Organisationsspielräume haben.

Bundesgesundheitsamt statt Bundesausschuss: Wegen der Selbstbetroffenheit der Beteiligten im GBA sollte dieser entmachtet werden, vor allem was die Qualitätssicherung und deren Kontrolle angehe. Diese Aufgabe sollte auf das in den 1990er Jahren zerschlagene und wiederzubelebende Bundesgesundheitsamt übergehen. (HL)

Fritz Beske: Perspektiven des Gesundheitswesens.- Geregelte Gesundheitsversorgung im Rahmen der sozialen Marktwirtschaft. ISBN: 989-3-662-48940-6, Springer-Verlag 2016.

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