Carl Friedrich Canstatt - vom Cellisten zum Arzt

BERLIN. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden viele Weichen der modernen Medizin gestellt. Einer der Wegbereiter war Professor Carl Friedrich Canstatt. Er gilt als der Begründer der Geriatrie. Am 11. Juli jährte sich sein 200. Geburtstag.

Von Dr. Aloysius Lukas Veröffentlicht:

Der in Regensburg geborene Canstatt entstammte einer jüdischen Ärztedynastie. Der Vater bestimmte den Lebensweg seines Sohnes: Ohne Rücksicht auf dessen musikalische Begabung als Cellist, musste Carl Friedrich Medizin studieren. Er begann das Studium 1823 in Wien. Fünf Jahre später wechselte er nach Würzburg und wurde ein Anhänger von Johann Lucas Schönlein (1793 bis 1864), dem Begründer der Naturhistorischen Schule.

Eigentlich wollte Canstatt in Paris als Cellist unter dem Künstlernamen Rondal arbeiten, dann hatte er dort - während der Choleraepidemie 1832 seinen ersten Einsatz als Arzt. Sein weiterer Weg führte ihn nach Brüssel, wo er ein kleines Cholerahospital leitete und dann als Augenarzt arbeitete.

Der entscheidende Beginn seiner ärztlichen Karriere war die Berufung zum Amts- und Gerichtsarzt nach Ansbach 1838. Er veröffentlichte bald darauf sein erstes Werk, das ihn über die Landesgrenzen hinweg bekannt machte: "Die Krankheit des höheren Alters und ihre Heilung". Canstatt machte das Thema zum Gegenstand einer spezialisierten Forschung. Damit wurde er zum Begründer der modernen Geriatrie.

Mit großer Energie widmete er sich seiner literarischen Tätigkeit. So erschien etwa 1842 das "Handbuch der medicinischen Klinik" mit dem Untertitel "Die specielle Pathologie und Therapie vom klinischen Standpuncte aus bearbeitet". Mit den darin enthaltenen klaren Darstellungen gab er Kollegen etwas in die Hand, was sie ganz konkret in der Praxis umsetzen konnten: Leitlinien, Techniken, Therapien. Zudem konzipierte er die Publikation des "Jahresbericht über die Fortschritte der Gesammten Medicin Aller Länder" die nach seinem Tod von Rudolph Virchow fortgesetzt wurde. Canstatt starb als Leiter der medizinischen Klinik der Universität Erlangen mit nur 47 Jahren an Tuberkulose.

Ende des Jahres soll im Frankfurter Literaturverlag eine Biographie er scheinen. Titel: "Tuberkulose tötet langsam. Der Leidensweg des Arztes Carl Friedrich Canstatt (1807-1850)".

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Schwierige Therapiesituation

Kopfschmerzen bei Kindern: Diese Optionen gibt es

Lesetipps
Mit einer eher seltenen Diagnose wurde ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ursache der Hypoglykämie kam erst durch einen Ultraschall ans Licht.

© Sameer / stock.adobe.com

Kasuistik

Hypoglykämie mit ungewöhnlicher Ursache

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel

© undrey / stock.adobe.com

Kolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel