Kinderherzchirurgie Göttingen

Dankeschön nach 50 Jahren

Nikolaus Schmitt war sieben Jahre alt, als sein Herzfehler diagnostiziert wurde. Doch er hatte Glück: Wenige Jahre zuvor war in Göttingen die erste Kinderherzchirurgie in Deutschland gegründet worden. Die Geschichte einer Lebensrettung.

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Nikolaus Schmitt wurde 1966 in der ersten deutschen Kinderherzchirurgie in Göttingen operiert. 50 Jahre später sagte er mit einer Geldspende Danke.

Nikolaus Schmitt wurde 1966 in der ersten deutschen Kinderherzchirurgie in Göttingen operiert. 50 Jahre später sagte er mit einer Geldspende Danke.

© Herzzentrum Göttingen

GÖTTINGEN. Vor 50 Jahren, im September 1966, haben Mediziner der Göttinger Uni-Klinik einem acht Jahre alten Jungen aus dem Saarland mit einer Herzoperation das Leben gerettet. Nun kehrte der Patient an den Ort seiner Rettung zurück: "Ich möchte danke sagen", erklärt Nikolaus Schmitt bei seinem Besuch in der Kinderherzklinik der Universitätsmedizin Göttingen.

Der heute 58-Jährige profitierte von einer damals bundesweit einmaligen Einrichtung: 1962 war in Göttingen die erste Kinderkardiologie und Kinderherzchirurgie in Deutschland gegründet worden, in der speziell ausgebildete Mediziner Kinder mit angeborenen Herzfehlern behandelten.

Der Eingriff war so erfolgreich, dass Schmitt sein Herz kräftig strapazieren konnte: "Ich bin acht Marathons und 60 Halbmarathons gelaufen", so der Patient.

"Unbehandelt lebensbedrohlich"

Schmitt war knapp drei Jahre alt, als der Kinderarzt Herzgeräusche feststellte. Behandelt wurde sein Herzfehler allerdings nicht. Mit sieben Jahren kam er schließlich in die Göttinger Kinderkardiologie. Dort stellten die Ärzte fest, dass er an einem Herzklappenfehler litt, sodass nicht genügend Blut in die Lunge fließen konnte.

"Unbehandelt war dieser angeborene Herzfehler lebensbedrohlich", so der Direktor der Klinik für Pädiatrische Kardiologie und Intensivmedizin, Professor Thomas Paul.

Da Göttingen damals das einzige Spezialzentrum für Kinder mit angeborenen Herzfehlern und die Warteliste lang war, dauerte es ein weiteres Jahr bis zum OP-Termin.

Die Operation habe großes manuelles Geschick erfordert und sei für die damalige Zeit eine große Leistung gewesen, erklärt Professor Friedrich Schöndube, Direktor der Klinik für Thorax-, Herz und Gefäßchirurgie der UMG. Die Mediziner hätten sehr schnell arbeiten müssen.

Heute setzen die Ärzte bei derartigen Herzfehlern deutlich schonendere Methoden ein: "Wir operieren nicht, sondern behandeln die Patienten im Herzkatheterlabor", erläutert Klinikdirektor Thomas Paul.

Vom Schulsport befreit

Nikolaus Schmitt brauchte nach der Herz-OP nie am Schulsport teilnehmen, wurde dafür aber ein begeisterter Laufsportler. 1986 kam er noch einmal zur Untersuchung ins Göttinger Uni-Klinikum.

Die Ärzte empfahlen ihm, in drei Jahren wieder vorstellig zu werden. Schmitt ließ weitere 30 Jahre ins Land gehen, ehe er sich am Montag erneut in Göttingen untersuchen ließ – mit dem gleichen Befund: "Das Herz ist normal belastbar", erklärt Professor Paul. Als Dank für die Lebensrettung übergab der Patient der Kinderherzklinik eine Geldspende.

Die Göttinger Spezialisten untersuchen jährlich mehr als 400 Neugeborene, Kinder und junge Erwachsene im Herzkatheterlabor. Die Kinderherzchirurgie verfügt über einen speziell ausgerüsteten Operationssaal für Säuglinge und Kinder. (pid)

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