Deutsche Ärzte helfen im Hochland Kenias

Für ein paar Tage im Jahr verlassen sie ihre Praxis und arbeiten in Kenia. In einer kleinen Klinik versorgen deutsche Ärzte ehrenamtlich eine ganze Region.

Denis NößlerVon Denis Nößler Veröffentlicht:

Von ihrem Einsatz profitieren gut 10 000 Menschen in der Region um Kiambu, nördlich von Nairobi im kenianischen Hochland. Bislang gab es für sie keine ärztliche Versorgung. Doch das hat sich geändert: Seit dem 1. April hat das "Cargo Human Care Medical Centre" seine Pforten geöffnet. In dem ambulanten Behandlungszentrum werden Kranke kostenlos behandelt und mit den nötigen Medikamenten versorgt. Ist eine Operation nötig, kommt auch dafür die Hilfsorganisation "Cargo Human Care" auf.

Auf die Idee für das Projekt kamen Piloten der Lufthansa Cargo, dem Frachtunternehmen von Lufthansa. Von Frankfurt am Main fliegen sie täglich nach Nairobi. Während ihrer flugfreien Zeit in Kenia entdeckten sie die Missstände vor Ort. Aufgefallen ist ihnen ein Waisenhaus der anglikanischen Kirche in Kiambu, etwa 20 Kilometer nördlich von Nairobi. In Wellblechhütten hausten dort 84 Kinder. "Wer dort kein Geld hat, bekommt auch nichts", beschreibt Dr. Michaela Fuchs die Situation. Die HNO-Ärztin aus Kirchheimbolanden unterstützt "Cargo Human Care" bereits seit einigen Jahren.

Zuerst entstand ein Heim für Waisen-kinder.

2004 entstand das humanitäre Hilfsprojekt, gegründet von Cargo-Piloten und befreundeten Ärzten. Mit Spenden aus Deutschland gelang es ihnen, 2008 ein neues Heim für die Waisenkinder zu bauen, das "Mothers' Mercy Home". Kurz darauf entstand auch das "Medical Centre". Im Februar war es soweit: HNO-Ärztin Fuchs konnte ihre erste Sprechstunde halten. "Schwerhörige Kinder haben in Kenia gar keine Chance. Sie werden als dumm abgestempelt und ausgegrenzt", sagt sie. Die Ärztin will das ändern und vor allem aufklären. Sie plant ein Hör-Screening für Kinder, was es in dieser Form in Kenia bisher nicht gibt.

In der Klinik werden die deutschen Ärzte von drei einheimischen Krankenschwestern unterstützt. Ein so genannter Medical Officer übernimmt akute Fälle und die Betreuung, wenn die deutschen Ärzte nicht vor Ort sind. "Die Behandlungszimmer sehen aus wie eine Praxis hierzulande. Es ist alles da", beschreibt Fuchs die beiden Behandlungszimmer.

Angeschafft wurde die Ausstattung mit Spenden. Die vom Schweizer Unternehmen Phonak gegründete "Hear the World Foundation" etwa spendete HNO-Messgeräte, die die ärztliche Arbeit erleichtern sollen. Die Stiftung liefert kostenlos Hörgeräte und Batterien.

Dank Spenden mangelt es im "Cargo Human Care Medical Centre" nicht an moderner Technik: Dr. Michaela Fuchs bei einer Ohruntersuchung.

Medikamente kaufen die Ärzte vor Ort. Auch dringend nötige Operationen in dem benachbarten Nazareth-Hospital bezahlt "Cargo Human Care". Der Verein benötigt dauerhaft Spenden und Hilfe.

Im Schnitt fliegt jeder der 30 bisher beteiligten Ärzte zwei bis viermal im Jahr nach Kiambu. So schaffen sie es, dass die Klinik drei Wochen im Monat mit deutschen Ärzten besetzt ist. Ihre Arbeit leisten sie unentgeltlich. Die Flüge nach Nairobi und zurück zahlt Lufthansa Cargo. Die Ärzte fliegen zu zweit in Frachtmaschinen mit. "Für mehr ist kein Platz, der Dritte müsste im Cockpit sitzen". Michaela Fuchs hat einen Wunsch: Dass in Zukunft noch mehr Kollegenbei diesem Projekt mitmachen. Benötigt werden Ärzte aus allen Fachgruppen.

"Cargo Human Care" sucht Ärzte

2004 gegründet, leistet "Cargo Human Care" medizinische Hilfe für notleidenden Menschen in unterversorgten Regionen der Welt. Unterstützt wird der Verein von Lufthansa Cargo mit Flügen sowie durch Sach- und Geldspenden. Der Verein sucht Ärzte aller Fachgruppen, die bereit sind, mehrmals im Jahr für wenige Tage ehrenamtlich in Kiambu zu arbeiten. Englischkenntnisse sollten vorhanden sein.

Cargo Human Care e.V.

Am Grünen Weg 1

65451 Kelsterbach

www.cargohumancare.de

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kongress-Motto „Resilienz“

DGIM-Präsident Galle: Wie Kollegen den Kopf frei bekommen

Gesetzentwurf im Landtag

SPD in Baden-Württemberg wirbt für mobile Gemeindeschwestern

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Knappe ärztliche und Pflege-Ressourcen

Wie die Peritonealdialyse die Personalprobleme lindern könnte

Kongress-Motto „Resilienz“

DGIM-Präsident Galle: Wie Kollegen den Kopf frei bekommen

Alternatives Versorgungsmodell

Wenn der „Zuhause-Arzt“ alle Hausbesuche übernimmt

Lesetipps
Frühgeborenes Baby schlafend im Inkubator auf der Intensivstation mit angeschlossenen Überwachungskabeln.

© Toshi Photography / stock.adobe.com

Frühgeburt

Frühgeborene: Was bringen Probiotika?

Auch einem CT-Bild ist ein Prostata-Karzinom markiert.

© samunella / stock.adobe.com

Aktualisierung der S3-Leitlinie

Früherkennung von Prostatakrebs: Tastuntersuchung vor dem Aus