Glosse
Die Duftmarke: Leichtgewicht
Grund zur Freude: In spätestens zwei Jahren dürfen wir mit einer „Sensation“ rechnen. Bis dahin soll an einer großen Münchner Klinik ein Schweineherz in einen Menschen transplantiert worden sein, berichtet die Deutsche Presseagentur. Aber warum erst dann? „Es fehlt noch ein wichtiger Baustein, daran wird gearbeitet“, wird der Herzchirurg zitiert und weiter: Die Schweine sollten maximal 70 bis 90 Kilogramm wiegen, damit das Herz nicht zu groß werde, heißt es in der Meldung.
Was ist das Problem? Sind 70 bis 90 Kilogramm schwere Schweine etwa zu jung, um einer Organspende zustimmen zu können? Oder ist die Meinung dieser Leichtgewichte noch nicht gewichtig genug? Haben Sie womöglich keinen Organspendeausweis – oder gibt es gar noch kein Antragsformular dafür?!
Wenn der „wichtige Baustein“ nicht wissenschaftlicher, sondern vielmehr verwaltungstechnischer Natur sein sollte, sind die Münchner sehr mutig: Sie bauen darauf, dass eine neue Regelung innerhalb von zwei Jahren umsetzbar ist. Riskant!
Und wer die Meldung bis zum Schluss liest, sieht: „Ich habe schon den Anspruch, dass es besser läuft als in Maryland vor einem Jahr“, wird der Chirurg zitiert. Wenn die Münchner also schon Versprechungen machen, dann schöpfen sie aus dem Vollen – und versprechen nicht nur eine Schweineherztransplantation in einen Menschen in München, sondern – sensationell! – gleich eine Bessere als in den USA. Wenn sich da mal nicht ein Leichtgewicht verhebt.