Glosse

Die Duftmarke: Von der Kunst des richtigen Wartens

Was treiben Patienten eigentlich im Wartezimmer, wenn sie sich die Zeit vertreiben? Wagen wir uns in die geheime Gedankenwelt unserer Klientel – Spoileralarm: Es wird überraschend und tiefsinnig.

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Blick in ein Wartezimmer

Blick in ein Wartezimmer: Hier befindet sich gerne einmal eine Schicksalsgemeinschaft Sinnierender.

© Daniel Karmann/dpa

Es gibt Dinge im Leben, die sind unvermeidlich: Steuern zahlen, die Rückkehr des Winters und – vor allem – das Warten auf einen Termin. Während sich viele Praxen heute viel Mühe geben, effiziente Abläufe zu kreieren, damit Patienten möglichst wenig warten müssen, fühlt sich aus deren Perspektive fünf Minuten wie Stunden an. Man geht zum Arzt, man sitzt, man wartet. Und währenddessen passiert eine erstaunliche Metamorphose: Aus dem durch den hektischen Alltag getriebenen Individuum wird im Wartezimmer ein tiefgründiger Philosoph, der über die kleinen und großen Fragen des Lebens nachdenkt. Begleiten wir gedanklich einen Patienten.

Ein kurzer Moment des Ankommens, der Stress fällt ab. Dann schlagartig: “Habe ich den Herd ausgemacht? ... Hätte ich im Anamnesebogen meine Pollenallergie angeben sollen? ... Wie lang gilt mein Parkticket nochmal?“, fliegen zuerst die Gedanken. In der zweiten Phase wird es existentieller: „Was, wenn bei der Prävention etwas gefunden wird ... Habe ich mein Leben bisher maximal gut gelebt? ... Was bleibt von mir zurück?“. Eine MFA ruft auf.

Was als Entschleunigung begonnen hat, führt manchmal dazu, dass gesunde Patienten nach einer kurzen Zeit im Wartezimmer völlig abwesend und gestresst im Sprechzimmer landen. Keine Sorge, Sie haben als Ärzte nichts falsch gemacht! Das Warten war hier eine unbewusste Mini-Psychotherapie, die Menschen auf sich selbst und ihre Gedanken zurückwirft. So ist das Wartezimmer mehr als ein schnöder Ort zum Zeitvertreib: Es logiert eine Schicksalsgemeinschaft der Sinnsuchenden. Mehr vermögen Mediziner kaum zu meistern.

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