Chinesisches Tagebuch

Die große Angst vor Krankheiten

Drei Monate lang lebt "Ärzte Zeitungs"-Redakteurin Jana Kötter in Peking. In einer wöchentlichen Kolumne berichtet sie aus dem Reich der Mitte. Diesmal: Was Chinesen so alles tun, um sich vor Krankheiten zu schützen.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:

Jana Kötter ist Politik-Redakteurin bei der "Ärzte Zeitung".

PEKING. Da bin ich nun also: Rund 8000 Kilometer gen Osten, in meiner neuen Wohnung im Herzen Pekings.

Dass dies nicht nur ein Urlaub ist, sondern ich als Stipendiatin des Programms "Medienbotschafter" der Robert Bosch Stiftung und Redakteurin der Ärzte Zeitung hier leben und arbeiten werde, habe ich vermutlich noch nicht ganz realisiert.

Wohl fühle ich mich nach den ersten Tagen jedoch - auch wenn die Stadt ungewohnt laut, hektisch und groß ist und die Ankunft bereits allerhand Unerwartetes mit sich gebracht hat.

"Leiden Sie unter Fieber, Husten, Halsschmerzen, Durchfall, Erbrechen, Atemnot, Geschlechts- oder anderen Krankheiten, so bitten wir Sie, sich unverzüglich bei der Crew zu melden."

Noch vor der eigentlichen Einreise nach China wurde im Flieger klar, wie sehr sich das Reich der Mitte vor Krankheiten von außen schützen will.

Geisteskrankheit oder Tuberkulose?

Dabei hatte die Regierung bereits auf dem Visumsantrag nach dem Leiden an einer "schweren Geisteskrankheit, infektiösen Lungentuberkulose oder anderen Infektionskrankheiten, die der öffentlichen Gesundheit schaden können" gefragt.

Am internationalen Flughafen der Hauptstadt wurden die Passagiere dann noch einmal per Wärmebildkamera inspiziert. Die Temperaturmessung bei der Ankunft existiert seit 2003, als Peking extrem unter der SARS-Epidemie litt, die sich international rasant ausbreitete.

 Zum Schutz vor Ebola hatten jüngst zwar auch die USA und einige europäische Länder Temperaturmessungen an den größten Flughäfen eingeführt. Peking allerdings soll weltweit der einzige Flughafen sein, bei dem diese Maßnahmen seit nunmehr über zehn Jahren durchgängig gelten.

Da konnte ich also von Glück reden, dass sich die Erkältung, die sich wenige Tage vor dem Abflug anbahnte, pünktlich zur Einreise verzogen hat!

Nachdem all die Kontrollen problemlos passiert waren, konnte ich meine neue Wohnung beziehen.

Diese ist äußerst zentral gelegen: Chinas Hauptstadt ist in Ringstraßen aufgebaut; der erste, also innere Ring ist die frühere Stadtmauer, hier liegt etwa das berühmte Tian'an Men (Tor des Himmlischen Friedens) mit dem gleichnamigen Platz.

Über die Jahre hinweg ist die Stadt über fünf Ringstraßen hinaus gewachsen.

Die Älteren machen Tai Chi

Meine Wohnung liegt am zweiten Ring, und meine Nachbarschaft vereint zwei faszinierende chinesische Aspekte: Moderne Hochhäuser auf der einen, die traditionellen, einstöckigen Häuschen der Pekinger Altstadt auf der anderen Seite der Straße.

Vor unserem Haus ist immer Leben: Da putzt der Fahrrad-Riksha-Fahrer bei Sonnenschein sein Gefährt, hier halten zwei Chinesinnen einen Plausch, und gegenüber liefert ein alter Mann auf seinem Karren noch mehr Steine für die Baustelle an.

Im Innenhof treffen sich die Senioren des Wohnblocks regelmäßig, um gemeinsam ihre Runden zu laufen oder sich mit den sanften Bewegungen des Tai Chis fit zu halten. Gesundheitspflege spielt bei der älteren Generation eine große Rolle.

Dass ich von meinen neuen Nachbarn noch viel lernen kann und hier - in meiner neuen, temporären Heimat - allerhand erleben werde, daran besteht kein Zweifel…

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