Forsa-Umfrage

Digitale Überdosis kann krank machen

Immer im Internet, immer öfter auf zwei Bildschirmen gleichzeitig. Eine aktuelle Untersuchung im Auftrag der Techniker zeigt: Wer stundenlang im Internet unterwegs ist, dessen Gesundheit leidet.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Zwei Bildschirme, das strengt nach einer Studie der Techniker Krankenkasse viele Mediennutzer besonders stark an.

Zwei Bildschirme, das strengt nach einer Studie der Techniker Krankenkasse viele Mediennutzer besonders stark an.

© BASILICOSTUDIO STOCK/stock.adobe.com

Berlin. Deutschland ist online, und das zunehmend rund um die Uhr. Acht von zehn Befragten einer Forsa-Umfrage unter 1250 Erwachsenen von 18 bis 65 Jahren im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) sind fast immer online oder gehen mehrmals täglich ins Internet.

Gleichzeitig nimmt der Trend zum Zweitbildschirm zu. Die Corona-Pandemie hat die Nutzung digitaler Medien noch einmal verstärkt. 30 Prozent der Befragten gab an, digitale Kommunikationskanäle privat häufiger als vor der Ankunft des Virus zu nutzen. Fast die Hälfte stellt dies auch für den beruflichen Kontext fest. Die Telefoninterviews wurden im Oktober 2020 geführt.

Salat essen und abschalten

Der Gesundheit ist die digitale Dauerbelastung abträglich. Folgen können Rückenschmerzen, Nervosität, Konzentrationsstörungen, Erschöpfung oder sogar Depressionen sein, warnt die Techniker. „Gesundheitsvorsorge ist eben nicht nur, Salat zu essen“, sagte TK-Chef Dr. Jens Baas bei der Vorstellung der Untersuchung am Mittwoch bei einer virtuellen Pressekonferenz im Internet. Auch „Abschalten“ könne sich auf das Wohlbefinden positiv auswirken.

Der Hinweis auf den Ausschaltknopf gewinnt noch mehr an Bedeutung durch die manipulativen Absichten der Anbieter. „Viele Online-Angebote sind so konzipiert, dass sie die Menschen möglichst lange an den Bildschirm fesseln“, sagte Professorin Ines Sura von der Universität Greifswald. Diesen Mechanismen sollten bewusst gewählte Rituale entgegengesetzt werden wie zum Beispiel medienfreie Räume in der Wohnung.

Privat ermüdet mehr als beruflich

Ob man privat durch die Weiten des Internets surft oder in einem beruflichen Kontext ergibt einen Unterschied. 21 Prozent der Befragten mit fünf Stunden Internetkonsum oder mehr am Tag gaben an, einen „schlechten allgemeinen Gesundheitszustand“ zu haben. Bei denen, die beruflich fünf Stunden am Tag und mehr unterwegs sind, waren es nur vier Prozent.

Drei Fünftel der Probanden, die privat fünf Stunden oder mehr am Tag im Internet surfen, leidet unter Muskelverspannnungen, 40 Prozent nannten Depressionen als Folge des exzessiven Internet- und Medienkonsums. Müdigkeit (34), Erschöpfung (36), Konzentrationsstörungen (30) und Nervosität (38) gelten als weitere Folgen. Umgekehrt wird von Erschöpfung und Konzentrationsstörungen am seltensten von Personen berichtet, die am Tag unter 60 Minuten online sind.

Zweiter Bildschirm macht müde

Bei Muskelverspannungen wird der Unterschied zwischen privater und beruflicher Nutzung des Internets kaum sichtbar. Insgesamt ist „ein eindeutiger Zusammenhang zu gesundheitlichen Einschränkungen hier nicht auszumachen“, schreiben die Studienautoren. Von denen, die für den Job fünf Stunden und länger im Internet malochen, gaben lediglich 18 Prozent an, sich depressiv zu fühlen.

Aufmerksamkeit widmeten die Studienautoren auch dem Second Screen, also der Angewohnheit, auf zwei Bildschirmen unterschiedlichen Tätigkeiten gleichzeitig nachzugehen. 40 Prozent der Befragten, die mindestens einmal am Tag gleichzeitig auf zwei Bildschirmen unterwegs sind, berichteten von Müdigkeit und Erschöpfung. (af)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Stellungnahme der Regierungsberater

Expertenrat: Gesundheit und Klimawandel zusammendenken

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Frau mit Akne

© Jacob Lund / stock.adobe.com

Forschung

Probleme beim Sex durch systemische Retinoide?