Springer Medizin Gala 2019
Ein Abend über Revolutionen
Die Deutschen gedenken des 30. Jahrestages des Mauerfalls, und nahezu zeitgleich wollen die Briten die EU irgendwie verlassen. Die Welt ist seit jeher im Umbruch, verändert sich. Doch wie sehr Menschen Dinge zum Guten wenden können, zeigte einmal mehr die Springer-Medizin-Gala.
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Haben allen Grund zum Jubel: Das Team von GlaxoSmithKline hat in der Kategorie Primary Care den Galenus-Preis für die HPV-Vakzine Shingrix erhalten. Die „Ladies in Red“ haben am Galaabend im Axica für beste Stimmung gesorgt.
© Marc-Steffen Unger
In der Abendsonne leuchtet das Brandenburger Tor – illuminiert mit Bildern und Worten, die vom Frieden erzählen, vom Fall der Mauer vor fast genau 30 Jahren, einer Wende ohne Blutvergießen. Das Spektakel ist ein Gegenpol zu den heutigen Wirren in der Welt. All diese Veränderungen – gute wie schlechte, friedliche Revolution oder Krieg und Leid – sind von Menschen gemacht. Wie eindrucksvoll Menschen Gutes tun können, das hat an diesem Donnerstagabend nur wenige Meter entfernt vom Brandenburger Tor die Springer-Medizin-Gala fast schon kongenial demonstriert.
Menschen heilen und lindern Krankheit. Das „wirksamste“ Beispiel dafür sind, so Professor Erland Erdmann, Vorsitzender der Galenus-Jury, Impfungen.
1901 war es Emil von Behring, der mit seinen Forschungen zur Immunisierung gegen Diphtherie, mit dem ersten Medizinnobelpreis ausgezeichnet wurde. 118 Jahre später, nur drei Kilometer entfernt von Behrings einstiger Wirkungsstätte, war es mit der HPV-Vakzine Shingrix wieder ein Impfstoff, der ausgezeichnet wurde – mit der Galenus-Medaille.
Engagement ins Rampenlicht

„And the winner is ...“: Professor Sonja Schrepfer, Trägerin des Galenus-Preises 2019 zur Grundlagenforschung, verkündete Revolutionäres zur Stammzelltherapie.
© Marc-Steffen Unger
Waren es einst die Impfungen, die die Medizin revolutioniert haben, sind es heute die neuen Technologien, die „Bahnbrechendes“ ermöglichen, wie Professor Marianne Dieterich von der Galenus-Jury die prämierte Arbeit der Stammzellforscherin Professor Sonja Schrepfer nannte. Ihren Erfolg verdankt sie selbst einer – von Menschen gemachten – Forschungspolitik, „die an Science Fiction glaubt“.
Wo in Laboren Wissenschaftler an der nächsten Revolution tüfteln, sind es auch im sozialen Leben die Menschen, die alltäglich Gutes tun. Für Dr. Thomas Thiekötter, den Vorsitzender der Jury für den Charity Award, gibt es den barmherzigen Samariter aus dem Lukasevangelium nach wie vor. „Er oder sie ist heute nötiger als zu Zeiten seiner ersten Aktion. Denn er bedient die sich aus dem Nichts ergebenden Ereignisse“, nennt Thiekötter die Settings, in denen einzelne Menschen soziale Hilfe leisten. Die Intentionen der Helfenden liegen zwischen „Ich kann nicht wegsehen“ und „Ich will nicht wegsehen“ – zwei Seiten ein und derselben Medaille.

Juroren und Professoren beim Sektempfang: Heyo Kroemer, Chef der Charité, Claus Vogelmeier von der Uniklinik in Marburg und Fred Zepp von der Uniklinik Mainz.
© David Vogt

Nach getaner Arbeit: Lothar Kuntz, einer der Organisatoren der Gala, mit Fabian Kaufmann (beide Springer Medizin).
© Marc-Steffen Unger

Gibt es den barmherzigen Samariter heute noch? Dr. Thomas Thiekötter, Vorsitzender der Charity Award-Jury.
© Marc-Steffen Unger
„Dieses Engagement ins Rampenlicht zu ziehen, dazu dienen diese Awards“, sagte am Donnerstagabend auch Dr. Thomas Steffen. Der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium vertrat seinen Chef Jens Spahn, der wie im vergangenen Jahr Schirmherr des Charity Awards war.
Gewinner stehen pars pro toto für alle freiwilligen Helfer
Und so standen all die Bewerber für die Awards und die drei letztlich Prämierten – „placet“ aus Berlin, das „Hilfswerk Zahnmedizin“ aus München und die „Bremer Engel“ – pars pro toto für das gesamte ehrenamtliche Engagement in der Republik. Und es müssen nicht einmal Gruppen oder Organisationen sein. Über 2,5 Millionen Menschen kümmern sich um pflegebedürftige Angehörige – auch ein „Ehrenamt“ und die wohl größte Gruppe freiwilliger Helfer.
„Tue Gutes und rede darüber“ – dieses Rubrum könnte auch über der Springer-Medizin-Gala gestanden haben. „Es soll nicht bei diesen Gewinnern bleiben“, sagte Staatssekretär Steffen zu den Charity-Awards. „Sie sollen möglichst viele Nachahmer finden. Die brauchen wir, sonst wäre unsere Gesellschaft, wären wir alle deutlich ärmer.“
Das kann auch als Replik auf die Revolution von 1989 verstanden werden. Um Mitternacht war draußen das Brandenburger Tor noch immer erleuchtet. (nös)