Gender Pay Gap

Einkommensschere zwischen Männern und Frauen schließt sich – vorerst

Nach einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung ist der Abstand bei den Verdiensten zwischen Männern und Frauen in der Corona-Krise gesunken. Von Dauer ist dieser Trend aber wohl nicht.

Veröffentlicht:
Noch gibt es in vielen Branchen einen Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern. In Maßen hat die Krise offenbar dazu geführt, dass sich der sogenannte Gender Pay Gap verringert.

Noch gibt es in vielen Branchen einen Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern. In Maßen hat die Krise offenbar dazu geführt, dass sich der sogenannte Gender Pay Gap verringert.

© Andrii Zastrozhnov / stock.adobe.com

Düsseldorf. Der Gender Pay Gap, also der Verdienstabstand zwischen Männern und Frauen, könnte sich in der Pandemie verringert haben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Das habe allerdings wenig mit Verbesserungen bei den Fraueneinkommen zu tun, sondern damit, dass in der ersten Welle der Pandemie mehr Männer als Frauen arbeitslos geworden sind und in Kurzarbeit mussten. Deshalb seien die Einkommen der Männer im Mittel stärker unter Druck geraten, heißt es.

Mittlerweile könnte sich dieser Effekt allerdings wieder umkehren, denn die Arbeitsmarktentwicklung sei für Frauen im Januar dieses Jahres schlechter gewesen, als die der Männer. Zudem erhielten verheiratete Frauen wegen des Ehegattensplittings bei Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit häufig niedrigere Sozialleistungen. Das schmälere ihre Einkommen.

Homeschooling und Kinderbetreuung vor allem Frauensache

Gleichzeitig nehme der Rückstand von Frauen bei der durchschnittlichen Erwerbsarbeit (Gender Time Gap) pandemiebedingt zu, so die Forscherinnen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Stiftung, Dr. Ivonne Lott und Dr. Aline Zucco . Denn vor allem Frauen würden in der Pandemie die Arbeitszeit reduzieren, um bei geschlossenen Schulen und Kitas Kinder zu betreuen. Die Forscherinnen sehen die Gefahr, dass ein Teil dieser Arbeitszeitreduzierungen auch nach dem Ende der akuten Krise nicht zurückgenommen werden könne, wenn der Arbeitgeber kein Interesse an einer Aufstockung der Arbeitszeit habe.

„In der Gesamtschau spricht vieles dafür, dass sich die bereits vor der Krise existierenden Ungleichheitsstrukturen in der Krise verschärfen und damit auch langfristig zu einer wachsenden Ungleichheit zwischen den Geschlechtern führen könnten, wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert wird“, lautet das Fazit der wissenschaftlichen Direktorin des WSI, Professor Bettina Kohlrausch.

Mehr betriebliche Unterstützungsmaßnahmen nötig

Die Studienautoren machen einige Vorschläge, mit denen aus ihrer Sicht gleichstellungspolitische Folgen der Krise aufgehalten oder abgefedert werden könnten:

  • Die institutionelle Kinderbetreuung sollte ausgebaut und besser ausgestattet werden. Das gewährleiste auch mehr Stabilität in Krisen.
  • Betriebliche Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sollten besser gefördert werden. Dazu zählen die Autorinnen betriebliche Angebote zu orts- und zeitflexiblen Arbeitsmöglichkeiten.
  • Soziale Dienstleistungsberufe sollten aufgewertet werden. (chb)
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Berufsbedingte Schäden

Wenn Musikmachen Muskeln, Sehnen und Gelenke krank macht

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Dr. A. Constantin Rocke 01.03.202119:28 Uhr

Strenggenommen gibt es keinen „gender pay gap“, da es noch zahlreiche weitere Gründe für unterschiedliche hohe Einkommen gibt. Völlig unwissenschaftlich bis ideologisch überfärbt

Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an