Bildung und Gesundheit

Engagement für Kinder in Nepal

Bei einer Urlaubsreise entdeckte der Mediziner Jörg Mangold die Bergregion zwischen Nepal und Tibet. Heute fördert er dort mit einem Verein eine Schule.

Von Pete Smith Veröffentlicht:
Familie Mangold (Töchter vorne links, Jörg Mangold hinten rechts) beim Besuch in ihrer Projektschule in Nepal.

Familie Mangold (Töchter vorne links, Jörg Mangold hinten rechts) beim Besuch in ihrer Projektschule in Nepal.

© privat

HERRIEDEN. Im Wartebereich der Praxis hängen Bilder und Schautafeln, die jungen Patienten aufzeigen sollen, wie unterschiedlich die Lebenswelten armer und reicher Kinder sind.

"Über den Tellerrand" nennt Jörg Mangold, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Herrieden im Landkreis Anspach, dieses Projekt.

Daraus hat er mit seinem Praxisteam Initiative ARAGUA zur Unterstützung nepalesischer Schüler entwickelt, ein Akronym für "Allgemeines Recht auf Gesundheit und Ausbildung".

Als Mangold im Frühjahr 2007 zu einer Trekkingtour in den Himalaja aufbrach, ahnte er noch nicht, dass diese Reise sein Leben verändern sollte.

Die Tour führte den Arzt nach Mustang, einer abgelegenen Gegend im Grenzgebiet zwischen Nepal und Tibet.

"Eine beeindruckende Landschaft", erinnert sich der 49-jährige Arzt, "den nachhaltigsten Eindruck auf mich hat allerdings die Begegnung mit den Lebensbedingungen der Menschen hinterlassen."

Gesundheitsversorgung als Luxus

Nepal zählt zu den zehn ärmsten Ländern der Welt. Die durchschnittliche Lebenserwartung der etwa 28 Millionen Einwohner beträgt 60 Jahre (Deutschland: fast 80 Jahre), von 1000 Neugeborenen sterben 65 gleich nach der Geburt (Deutschland: vier).

Die Hälfte der Nepalesen sind Analphabeten, 40 Prozent haben keine Arbeit. In den abgelegenen Dörfern gibt es kein fließendes Wasser und der Strom wird bis zu zehn Stunden am Tag abgeschaltet.

Mustang ist nur durch tagelange Fußmärsche zu erreichen, Nahrungsmittel werden mit Karawanen in die Dörfer gebracht. Gesundheitsversorgung und Schulbildung gelten vielerorts als Luxus.

Die Armut der Menschen erlebte Mangold während seiner Tour hautnah. Der Koch der Reisegruppe berichtete, dass seine Töchter, zwölf und 14 Jahre alt, noch nie eine Schule besucht hätten.

Kurzerhand beschloss der Arzt, den Mädchen eine Ausbildung zu finanzieren. "Indem wir Menschen helfen, eine gute Schulbildung zu erlangen, ist dies ein Beitrag zur Durchbrechung von Armutsschleifen, die sonst Generation für Generation weitergeführt werden."

Lo Kunphen Medical School gefördert

Initiative ARAGUA

Die Abkürzung ARAGUA steht für „Allgemeines Recht auf Gesundheit und Ausbildung“.

Partner und Mitstreiter gibt es inzwischen auch in England, den Niederlanden und den USA.

Kontakt: per Telefon 09825-203871; via E-Mail info@aragua.de

Internet: www.mangoldteam.de sowie www.aragua.de

Mangold ist seit 2001 niedergelassen und führt mit seiner Frau, einer Gynäkologin, eine fächerübergreifende Praxisgemeinschaft.

Deren Team wollte sich ebenfalls für die nepalesischen Kinder engagieren, weshalb der Kinderpsychiater 2008 den gemeinnützigen Verein ARAGUA gründete.

Zum Projektpartner wählten die Vereinsmitglieder die Lo Kunphen Medical School in Mustang, die zusätzlich zum herkömmlichen Unterricht noch eine Berufsgrundausbildung in tibetischer Medizin anbietet.

Ihre Absolventen sollen die Gesundheitsvorsorge in den abgelegenen Bergregionen sichern helfen.

ARAGUA deckt Hälfte der laufenden Schulkosten

In viereinhalb Jahren hat der nun 30 Mitglieder zählende Verein viel erreicht. Inzwischen sichern 45 Paten mit jährlich 360 Euro die Lebenshaltungskosten von 45 der insgesamt 51 Internatsschüler von Lo Kunphen: ihre Unterbringung, drei Mahlzeiten pro Tag und ihre medizinische Grundversorgung.

Mit ebenfalls 30 Euro pro Monat tragen fünf weitere Paten das Schulgeld für fünf Kinder. Auf diese Weise deckt ARAGUA die Hälfte der laufenden Kosten der Schule (34.000 Euro pro Jahr) und fördert mit Einzelspenden auch deren Ausstattung und Ausbau.

Der Verwaltungskostenanteil liege bei 0,43 Prozent, so Mangold: "Wir können zusichern, dass jeder gespendete Euro eins zu eins in Nepal zur Anwendung kommt."

Mangold ist inzwischen drei weitere Male in Nepal gewesen, 2011 gemeinsam mit seiner Frau und den heute 17 und 18 Jahre alten Töchtern.

In Mustang konnten sie sich vom Erfolg ihrer Arbeit überzeugen. Mittlerweile unterstützt der Verein weitere Schulen, darunter eine in der nepalesischen Hauptstadt Katmandu.

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