smarkBox-Konzept

Im Supermarkt einkaufen ganz ohne menschlichen Kontakt

Wo immer im Supermarkt Menschen zusammenkommen, existiert auch ein Infektionsrisiko. Eine Lösung wäre der Einkauf ohne menschlichen Kontakt – die smarkBox macht das möglich.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Im „Emmas Enkel“ Concept Store in Stuttgart sind 500 Artikel des täglichen Bedarfs rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche verfügbar. Per Touchscreen bestellt, kommt die Ware über das Laufband aus der Box.

Im „Emmas Enkel“ Concept Store in Stuttgart sind 500 Artikel des täglichen Bedarfs rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche verfügbar. Per Touchscreen bestellt, kommt die Ware über das Laufband aus der Box.

© Carlos Albuquerque

Stuttgart. Es ist eine Idee, die nicht mehr nur auf dem Reißbrett existiert: der Supermarkt, der jenseits des Online-Versandhandels oder Online-Lieferservice den Einkauf ohne jeglichen menschlichen Kontakt erlaubt. Die von den Stuttgarter Maschinenbau-Ingenieuren Philipp Hoening und Max Ittermann entwickelte smarkBox ist ein vollautomatisierter Supermarkt mit bis zu 2000 verschiedenen Artikeln des täglichen Bedarfs, der gerade in Zeiten von Corona ein Problemlösungspotenzial bietet.

Neben Ärzten und Pflegekräften waren gerade in den Zeiten des Lockdowns auch die Mitarbeiter im Lebensmittelhandel die Helden dieser Tage – und sie sind es noch: Sie stellen die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs sicher, aber sie sind es auch, die ungewollt und manchmal auch unvermeidlich gefährlich nahen Kontakt zu Kunden haben.

Am meisten betroffen: die Kassiererinnen, an denen stündlich 30 oder mehr Kunden in relativ nahem Abstand vorbeiziehen. Markierungen zur Abstandswahrung, Plexiglasschutz und Mundschutz sollen sie schützen. Der kontaktlose Supermarkt geht da weiter.

Zwei Klimazonen

Die smarkBox von Hoening und Ittermann ist ein real existierender Supermarkt, die Güter und Lebensmittel des täglichen Bedarfs werden aber entweder online bestellt und reserviert oder auf einem Touchscreen vor Ort ausgewählt. Unterteilt in zwei Klimazonen zählen auch Frische-Produkte wie Fleisch, Fisch, Wurst sowie Molkereiprodukte, die der Kühlung bedürfen, zum Sortiment. Einzige Voraussetzung ist, dass die Ware verpackt werden kann.

Die Einlagerung der Waren erfolgt wie in einem vollautomatisierten Hochregallager: chaotisch. Das Auffinden freier Plätze bei der Beschickung erfolgt ebenso wie die Suche der Artikel beim Kauf in Sekundenschnelle per Computer, der natürlich auch weiß, wann welche Ware zur Neige geht und dies dem Händler rechtzeitig meldet.

Der Kunde kann, wann immer er will, seinen Einkauf online bestellen und reservieren, und er erhält eine Rückmeldung über vorhandene und garantiert reservierte Waren. Also auch über den Vorrat an Toilettenpapier und Küchenrollen, derentwegen so mancher Konsument in den letzten Wochen seinen Weg zum Supermarkt vergeblich gemacht hatte.

Kein Kontakt von Mensch zu Mensch

Der Kauf selbst ist dann nur noch eine Sekundensache: bei Vorreservierung über das Smartphone wird der gelieferte QR-Code an ein Lesegerät gehalten, die Box stellt die gelieferten Artikel bereit, gezahlt wird mit EC-Karte. Nahe Kontakte von Mensch zu Mensch sind nicht nötig.

Die ersten Boxen – nach dem Prototyp im Stuttgarter Hauptbahnhof – sind bereits in Betrieb, seit August vorigen Jahres beispielsweise bei „Emmas Enkel“ am Rosenbergplatz in Stuttgart. Hier sind 500 Artikel des täglichen Bedarfs rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche verfügbar. Auch der Einzelhändler Migros in der Schweiz betreibt mit „PickMup“ derartige Supermarkt-Automaten.

Dabei haben sich Hoening und Ittermann schon während ihres Studiums mit Versorgungs- und Rationalisierungsmöglichkeiten im Einzelhandel beschäftigt. Beispielsweise die wohnortnahe Versorgung mit Gütern des Alltagsbedarfs in ländlichen Räumen, wo selbst der Tante-Emma-Laden nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben ist. Oder die Sicherstellung einer Rund-um-die-Uhr-Versorgung an sieben Tagen in der Woche.

Interesse des Einzelhandels ist „enorm“

Dass das smark-Konzept aktuell in der Corona-Krise das Infektionsrisiko durch menschliche Kontakte maßgeblich zu senken vermag, hatten die beiden Ingenieure ursprünglich gar nicht im Sinn. Aber nun ist dies aktueller denn je.

Gegenwärtig arbeiten die beiden Gründer mit ihren 16 Mitarbeitern an leistungsfähigeren Einheiten und am Ausbau der Produktion.

Die größte Herausforderung sei es, auf höhere Stückzahlen zu kommen, berichtet Philipp Hoening. Das Interesse des Einzelhandels, darunter große Ketten wie Real, sei enorm, sagt der Ingenieur.

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