Videospiele

Junge Zocker sind nicht dicker

Computer- und Videospielen geht einer Metaanalyse zufolge bei Erwachsenen mit einem leicht erhöhten Gewicht einher. Das gilt aber nicht bei Kindern und Jugendlichen.

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Viele Kinder bevorzugen es, Fußball zu zocken als selbst zu kicken.

Viele Kinder bevorzugen es, Fußball zu zocken als selbst zu kicken.

© amirraizat / stock.adobe.com

WÜRZBURG. Videospielen begünstigt Übergewicht offenbar nicht stark. Einer Metaanalyse zufolge von Forschern aus Würzburg und Linz sind computer- oder videospielende Erwachsene zwar etwas dicker als Nichtzocker, aber der Effekt ist gering. Bei Kindern und Jugendlichen gibt es hingegen gar keinen Zusammenhang (Soc Sci Med 2019; online 9. Juni).

Die Wissenschaftler hatten 20 Studien ausgewertet. Weniger als ein Prozent des adulten Körpergewichts lässt sich demnach auf Videospiele zurückführen.

„Die Ergebnisse bestätigen die Annahme eines starken Zusammenhangs zwischen Videospielen und Körpergewicht nicht“, schreiben die Autoren um Caroline Marker vom Institut Mensch-Computer-Medien der Universität Würzburg.

Für die Studie betrachteten die Wissenschaftler nur Spiele, bei denen Menschen sitzen und Knöpfe drücken.

Aktive Spiele mit größeren Bewegungen, die sich auf den Bildschirm übertragen, etwa Bowling oder Tanzen, können anderen Untersuchungen zufolge sogar Übergewicht vorbeugen. Laut einer Meta-Analyse aus dem Jahr 2015 können sie für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen genauso förderlich sein wie Bewegung im Freien.

Körperliche Alltagsaktivität sinkt

Zudem hatte kürzlich die sogenannte MoMo-Studie (Motorik-Modul) in Deutschland ergeben, dass daddelnde Kinder sich nicht unbedingt weniger bewegen. Allerdings bewegen sich Kinder und Jugendliche demnach allgemein immer weniger.

Die körperliche Alltagsaktivität in der Gruppe der 4- bis 17-Jährigen sank der Untersuchung zufolge in den vergangenen zwölf Jahren um mehr als ein Drittel (37 Prozent).

Über 34 Millionen Gamer gibt es laut Bundesverband Game in Deutschland. Sie zocken auf Smartphones und Tablets, PC und Spielekonsolen. Gleichzeitig sind viele Bundesbürger übergewichtig - nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) 59 Prozent der Männer und 37 Prozent der Frauen.

Warum Zocken bei Erwachsenen mit einem leicht erhöhten Gewicht einhergeht, aber nicht bei Heranwachsenden, wissen die Forscher nicht. „Es ist möglich, dass es sich um kumulierte Effekte handelt“, sagt Erstautorin Marker.

Knabbern beim Fernsehen einfacher als beim Zocken

Mechanismen, die zu Gewichtszunahme führen, wirkten eher über längere Zeiträume. Eventuell hätten Erwachsene über die Jahre mehr Zeit mit Videospielen verbracht als Jugendliche, die sich oft nur vorübergehend intensiv mit Videospielen beschäftigten.

Studien zeigen, dass Fernseh-Sofahocker durchaus ordentlich Gewicht zulegen können. Auf die Frage, warum das bei Gamern nicht so ist, liefert die neue Meta-Analyse keine eindeutige Antwort.

Die Autoren haben mehrere mögliche Erklärungen: Zum einen verbrauche Spielen trotz des Sitzens mehr Energie als Fernsehen. Zum anderen sei Knabbern beim Fernsehen einfacher als beim Zocken. Außerdem könne TV-Werbung zu kalorienreichen Speisen verführen. (dpa)

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