Westfalen-Lippe

Kammer und KV im Einsatz für Flüchtlinge

Gefragt ist eine bessere Koordination: Die medizinische Versorgung von Flüchtlingen soll in Westfalen-Lippe in geordnete Bahnen gelenkt werden - deshalb wollen Ärztekammer, KV und Bezirksregierung in Zukunft eng miteinander kooperieren.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:

KÖLN. In Westfalen-Lippe ziehen die Ärztekammer, die Kassenärztliche Vereinigung und die Bezirksregierungen an einem Strang, um die medizinische Versorgung von Flüchtlingen in geordnete Bahnen zu lenken. Sie haben einen Runden Tisch zum Thema ins Leben gerufen.

"Wir wollen dauerhafte Strukturen in die Gesundheitsversorgung der Flüchtlinge bringen, die bislang an vielen Stellen mit viel Einsatz und Engagement Einzelner aufrechterhalten wird", sagt der Hauptgeschäftsführer der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) Dr. Michael Schwarzenau der "Ärzte Zeitung".

Orientierungshilfe für Ärzte

Der Runde Tisch ist eine gemeinsame Initiative der ÄKWL der Bezirksregierungen Arnsberg, Detmold und Münster. Die erste Aufgabe, die sich die Beteiligten gestellt haben, ist die Klärung offener Fragen auf drei Gebieten: dem Umfang der Erstuntersuchungen, die Haftpflichtversicherung der Ärzte und die Vergütung.

Für die Erstuntersuchungen soll eine Orientierungshilfe für die Ärzte erarbeitet werden, die in den Erstaufnahmeeinrichtungen aktiv sind. Ziel ist es, die vorhandenen Erfahrungen zu bündeln und Best-practice-Beispiele bekannt zu machen, erläutert Schwarzenau.

Für die Ärzte, die sich an der Versorgung der Flüchtlinge beteiligen, hat das Land Nordrhein-Westfalen eine Staatshaftungserklärung abgegeben. "Die Ärzte bekommen dadurch die Sicherheit, dass sie haftpflichtversichert sind." Er ist zuversichtlich, dass die letzten noch bestehenden Unklarheiten auf diesem Gebiet bald beseitigt sind.

Die Vergütung soll über einen Vertrag geregelt werden, den zurzeit die Kassenärztlichen Vereinigungen und die NRW-Landesregierung aushandeln (wir berichteten).

Bei ihrem nächsten Treffen wollen sich die Teilnehmer des Runden Tisches mit der Frage beschäftigen, wie sie weitere Ärzte für die medizinische Versorgung von Flüchtlingen gewinnen können, berichtet er.

Arbeit an der Basis

Im Kleinen ist die ÄKWL bereits aktiv geworden. Sie hat in Detmold abgefragt, welche Ärzte mit welchen zeitlichen Kapazitäten aktiv werden können.

Das Problem in Detmold, wo jetzt eine Zeltstadt für Flüchtlinge entstehen soll: Die Organisation, die den Zuschlag für die Organisation der Erstaufnahme erhalten ist, hat die medizinische Versorgung ausgeklammert.

Nach Angaben von Schwarzenau haben sich schon 37 Ärzte gemeldet, die sich an der medizinischen Versorgung der Flüchtlinge beteiligen wollen. Die meisten von ihnen stehen dabei allerdings weniger als zehn Stunden die Woche zur Verfügung. "Das zeigt, dass man einen kontinuierlichen Dienstplan entwickeln muss", sagt er.

Grundsätzlich hält es der ÄKWL-Hauptgeschäftsführer für notwendig, ein Verfahren für den Einsatz der Ärzte zu entwickeln, das allen Beteiligten Planungssicherheit verschafft.

Denn klar ist: Es handelt sich um eine langfristige Aufgabe mit offenem Ende. Vorbild könnte die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" sein. "Die Ärzte müssen wissen, wann ihr Einsatz anfängt und wann er wieder zu Ende ist. Sonst sind sie irgendwann ausgebrannt."

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