Hilfsangebot für Geflüchtete

Kaum Anrufe bei psychologischer Telefon-Hotline für ukrainische Flüchtlinge

Die Telefon-Hotline für ukrainische Flüchtlinge mit psychischen Problemen wird bislang nur sehr zurückhaltend angenommen. Dafür gibt es Gründe.

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Die Flucht aus der Ukraine hinterlässt oft Spuren.

Die Flucht aus der Ukraine hinterlässt oft Spuren.

© Giannakouris/dpa/AP

Ingolstadt. Bei der bundesweit ersten psychologischen Telefon-Hotline für ukrainische Kriegsflüchtlinge ist die Nachfrage auch zwei Monate nach Beginn verhalten.

Einer der Gründe könne sein, dass das Angebot schlicht noch nicht so bekannt sei, sagte Felizitas Schweitzer vom Klinikum Ingolstadt, das die Beratung auf Deutsch und auf Russisch – einer in der Ukraine weit verbreiteten Sprache – auf die Beine gestellt hat. Ein anderer: „Es ist eigentlich noch zu früh.“

„Eine posttraumatische Belastungsstörung tritt mit einer Verzögerung von mehreren Wochen bis wenigen Monaten auf“, erklärte die bereichsleitende Psychologin vom Zentrum für psychische Gesundheit. Entsprechend rechnet Schweitzer ebenso wie andere Fachleute damit, dass die Nachfrage nach psychologischer Hilfe noch steigen wird.

Derzeit handele es sich aus fachlicher Sicht überwiegend um Belastungsreaktionen. „Die Betroffenen haben Angst, sind schreckhaft, schnell störbar, fühlen sich insgesamt ganz, ganz unsicher.“ Das Urvertrauen sei zumindest vorübergehend gestört, erklärte Schweitzer.

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„Sie sind ständig auf der Hut. Das ist nicht bewusst, sondern das ist eine unbewusste Reaktion des Körpers. Der ist physiologisch in einer Alarmbereitschaft, was dazu führt, dass der Schlaf schlecht ist, sie nachts aufschrecken, insgesamt nicht zur Ruhe kommen.“

Ganz wichtig – für Gastfamilien und andere Helfer ebenso wie für die Eltern ukrainischer Kinder – sei es, nun Sicherheit zu vermitteln. „Darüber reden, dass sie jetzt in Sicherheit sind, dass man versucht, Routinen in den Alltag zu bekommen, gemeinsam essen, gemeinsam spielen, zusammen spazieren gehen – solche Sachen. Damit wieder eine Vorhersagbarkeit eintritt“, erläuterte Schweitzer hilfreiche Schritte. (dpa)

Die Ingolstädter sind erreichbar unter 0841-880 2206 oder per E-Mail unter zpg@klinikum-ingolstadt.de.

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