Bilanz für 2021

Kindeswohl: Jugendämter greifen in 60.000 Fällen ein

Rund 60.000 Kinder und Jugendliche waren in Deutschland im Vorjahr durch Vernachlässigung oder Gewalt betroffen. Diesem geringfügigen Rückgang im Vergleich zu 2020 stehen mehr Fälle entgegen, bei denen die Jugendämter Hilfebedarf in Familien erkannten.

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Wiesbaden. Knapp 60 .000 Kinder und Jugendliche sind nach Angaben des Statistischen Bundesamts im vergangenen Jahr Opfer von Vernachlässigung oder Gewalt geworden. Dies sei der zweithöchste Stand seit Einführung der Statistik 2012, teilte das Bundesamt am Donnerstag mit. Der Höchststand bei den Fällen von Kindeswohlgefährdungen war im ersten Corona-Jahr 2020 festgestellt worden.

2021 registrierten die Ämter 600 oder ein Prozent weniger Fälle. Zu dem anhaltend hohen Niveau der Zahlen hätten vermutlich pandemiebedingte Zusatzbelastungen von Familien, etwa durch Existenzängste, begrenzte Freizeitmöglichkeiten und Distanzlernen beigetragen, erklärten die Statistiker.

Zugleich könne sich der zunehmende Verzicht auf Schul- und Kita-Schließungen im zweiten Corona-Jahr 2021 positiv auf den Kinderschutz ausgewirkt haben, so dass die Zahlen leicht gesunken seien. Allerdings sei nicht auszuschließen, dass das Dunkelfeld – Fälle, die nicht bekannt werden – auch 2021 gewachsen sei.

Jugendämter stellen häufiger Hilfebedarf fest

Auf einen Höchststand von 67 .700 stieg den Angaben zufolge 2021 die Zahl der Fälle, bei denen die Behörden nach Prüfung des Verdachts zwar keine Kindeswohlgefährdung, aber einen Hilfebedarf feststellten. Knapp zwei Prozent häufiger kam dies im Vorjahresvergleich vor.

Die insgesamt 59 .948 registrierten Opfer von Kindeswohlgefährdung waren zu 49 Prozent unter acht Jahre und zu 25 Prozent unter vier Jahre alt. Jungen waren bis zum Alter von elf Jahren etwas häufiger betroffen, für Mädchen galt dies ab dem zwölften Lebensjahr.

In 45 Prozent der Fälle wurden Indizien für Vernachlässigung festgestellt, in knapp einem Fünftel (18 Prozent) für psychische Misshandlungen. In 13 Prozent der Fälle wurden Anzeichen für körperliche Misshandlungen, in vier Prozent für sexuelle Gewalt und in jedem fünften Fall (21 Prozent) für mehreren Arten von Vernachlässigung und Gewalt gefunden. (dpa)

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