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Mordanschläge in der Anästhesie - ein Medizinthriller

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Mal wird der Infusionslösung eine hochwirksame Dosis Adrenalin beigemengt, um den Patienten ins Jenseits zu befördern, mal ist es eine Bakterienkultur - und eine ganz besonders perfide Tötungsart ist die Manipulation eines Narkosegerätes mit der Folge, daß ein garantiert tödlicher Chlorkohlenwasserstoff entsteht, der einen quälenden Sterbeprozeß verursacht: Wer hinter den Machenschaften steckt, die in schöner Regelmäßigkeit zum Ableben von präoperativ unauffälligen Patienten führen, wird auch dem Leser von Martin Kleens Kriminalroman "Anästhesie" lange nicht klar; denn die Mordanschläge sind durchaus nicht anästhesistentypisch.

Nur Pech für die junge Narkoseärztin Charlotte, daß meist sie das Opfer auf der Ärzteseite ist. Doch die Tatsache, daß die Auswahl der pfuschenden Kollegen letztlich auch nach dem Zufallsprinzip erfolgt, führt dazu, daß man im Waldkrankenhaus in Heidelberg (viel zu) lang keine Erfolgversprechende Spur verfolgt - und eigentlich noch nicht einmal dahinterkommt, daß die Mißerfolgsserie, die Charlotte aufzuweisen hat, von einem medizinisch gebildeten Verbrecher mit eiskalter Präzision geplant wurde.

Martin Kleen, dessen Erstling dieser Tage auf den Markt gekommen ist, weiß, wovon er spricht; denn schließlich ist der habilitierte Anästhesist vom Fach und weiß, wo die Schwachstellen unseres heutigen Medizinsystems liegen.

Und am wohltuendsten für den Leser ist sicherlich die Tatsache, daß ärgerliche fachliche Fehler in Sachen ärztlicher Behandlung, wie sie fast täglich im Fernsehen - Stichwort: Seifenopern - zu besichtigen sind, in diesem Erstling nicht vorkommen - was dem Lesevergnügen außerordentlich gut tut. Daß der Leda-Verlag für das nächste Jahr mit "Zehn Stunden" bereits den zweiten Kleen-Krimi angekündigt hat, zeigt, daß man (glücklicherweise) auf der Medizinthriller-Schiene wohl noch eine Weile weitermachen will.

Friedrich Hofmann

Martin Kleen: "Anästhesie. Kriminalroman". 205 Seiten. Leda-Verlag, Leer. Euro 9,90.

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