Hilfe in der Pflege

Roboter, hol mir Bier!

Ein Roboter als Pflegeassistent? Manchen mag mulmig bei diesem Gedanken werden. Doch schon bald sollen Maschinen alten und behinderten Menschen ein leichteres und würdiges Leben ermöglichen.

Von Dorothea Hülsmeier Veröffentlicht:
Mit Hilfe des "JACO" Roboterarms trinkt Tom auf der Rehacare in Düsseldorf einen Becher Kaffee.

Mit Hilfe des "JACO" Roboterarms trinkt Tom auf der Rehacare in Düsseldorf einen Becher Kaffee.

© Weihrauch / dpa

DÜSSELDORF. SCITOS G3 ist orange-gelb, wendig und hat lustige gelb-blaue Comicaugen, die auch mal treu blinzeln. Er kann an Termine und Medikamente erinnern, bewahrt Schlüssel und Portemonnaie auf und kann zum Telefonieren benutzt werden.

Der 1,20 Meter große Roboter soll alte und leicht demente Menschen im Alltag unterstützen und ihnen so ein längeres und eigenständiges Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen.

In einer gar nicht so fernen Zukunft können Familienangehörige den Maschinen-Dienstboten dann sogar fernsteuern, erscheinen auf seinem Bildschirm und können so bei ihren betagten Eltern auf diese Weise virtuell nach dem Rechten sehen.

Medizintechniker sehen einen Zukunftsmarkt

Manch einem mag es beim Gedanken vielleicht unheimlich werden, dass Maschinen den Menschen bei der Betreuung von alten und behinderten Menschen zumindest teilweise ersetzen könnten.

Medizintechniker sehen im Einsatz von Assistenzrobotern angesichts der alternden Gesellschaft aber einen großen Zukunftsmarkt.

Auf der Pflegefachmesse Rehacare in Düsseldorf werden bis Samstag Prototypen solcher maschinellen Butler gezeigt, die Namen wie "ALIAS" oder "FRIEND" tragen, und bisweilen ein fast menschliches Aussehen mit großen Kulleraugen haben.

"Der Kopf ist wichtig, haben wir festgestellt", sagt Andreas Bley, Geschäftsführer des Ilmenauer Roboter-Herstellers MetraLabs GmbH. Die Akzeptanz eines Roboters werde damit erhöht.

In einer vereinfachten Version könnte SCITOS G3 bald auf den Markt kommen - und dann unter 10.000 Euro kosten.

Noch liegen die Preise für Protoptypen von Assistenzrobotern nach Angaben von Experten zwischen 30.000 und 250.000 Euro.

Chancen für den Einsatz einer vereinfachten Version des Maschinen-Helfers sieht Bley derzeit vor allem beim betreuten Wohnen, wo mehrere Personen den kostspieligen Roboter nutzen könnten.

"Alias" ist Vater aller Assistenzroboter

"Vater" der Assistenzroboter, die das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA (Stuttgart) auf der Messe präsentiert, ist ein Gerät namens "ALIAS" mit einem durchsichtigen Kugelkopf, der auf einem kegelförmigen Körper sitzt.

Seine Brust ist wie bei SCITOS ein berührungsempfindlicher Bildschirm, und er ist bereits in der Lage, Sprachbefehle zu befolgen.

Stürzt ein alter Mensch zu Hause, dann könnte er "ALIAS" befehlen: "Ruf meine Tochter an". Der Roboter würde dann schnell eine Verbindung herstellen.

Auch soll die Maschine in Zukunft Hilferufe oder Wimmern eigenständig erkennen und Notrufe absetzen. In zwei bis drei Jahren rechnen die Medizintechniker damit, dass der Roboter zur Marktreife gelangt ist.

Sind alte Menschen womöglich überfordert?

Noch ausgefeilter ist der mobile Roboterassistent "Care-O-bot" mit Ablage, Bildschirm und Greifarm. Damit könnte er zum Beispiel Getränke oder Essen aus dem Kühlschrank holen, die sein hilfebedürftiger Nutzer zuvor ausgewählt hat.

Aber können alte Menschen, die ohne PC und Internet aufgewachsen sind, noch lernen, die fahrenden Computer mit ihren komplexen Funktionen zu bedienen?

Christoph Schaeffer vom Fraunhofer-Institut (IPA) setzt auf die etwas jüngeren Alten ab etwa 60 bis 65 Jahre. Die meisten seien inzwischen durchaus mit Computern vertraut.

Auch eine Verkümmerung der Sozialkontakte befürchtet Schaffer nicht. "Die Diskussion hatten wir schon, als das Telefon eingeführt wurde", sagt er. (dpa)

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gelistet als Best-Practice-Intervention

Psychische Gesundheit: OECD lobt deutsches Online-Programm iFightDepression

Wie sich Fehlinfos geraderücken lassen

Das Faktensandwich hilft im Umgang mit falsch vorinformierten Patienten

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie