Europawahlen
Trabert blickt mit Zuversicht und etwas Angst Richtung EU-Parlament
Neben der Flüchtlingsaktivistin Carola Rackete soll der Sozialmediziner Gerhard Trabert ein prominentes Gesicht der Linken für die Europawahl sein. Er würde auch als Parlamentarier ab und an das Arztmobil durch Mainz steuern.
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Hat ein wenig Angst vor der EU-Bürokratie: Der Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert will für die Linke bei den Europawahlen im kommenden Jahr kandidieren.
© Britta Pedersen/dpa
Mainz. Der von der Linken-Spitze für eine vordere Listenposition für die Europawahl vorgesehene Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert blickt mit Zuversicht, Motivation, aber auch etwas Angst auf einen möglichen Job im EU-Parlament. „Es geht mir grundlegend um das Thema soziale Gerechtigkeit und da gibt es in der EU einen großen Handlungsbedarf“, sagte Trabert der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. In der Europäischen Union seien über 80 Millionen Menschen, darunter 20 Millionen Kinder, von Armut betroffen und fast eine Million obdachlos.
„Ich würde das Thema gerne auf anderer Ebene ansprechen wollen, basierend auf meinen bisherigen Erfahrungen. Denn es ist ja einfach so, dass es nicht besser wird“, sagte Trabert und verwies auf die europäische Asylpolitik und das Erstarken von Rechtspopulisten und postfaschistischem Gedankengut in Europa. „Dem möchte ich auf europäischer Ebene etwas entgegensetzen. Das darf einfach nicht sein.“
Die Beweggründe der Menschen, die nach Europa flüchteten, gerieten immer mehr in den Hintergrund, sagte Trabert. Das seien existenzbedrohende Armut, der Klimawandel oder Krieg. Ihm sei völlig unverständlich, warum man gerade in Zeiten des Fachkräftemangels das Potenzial dieser Menschen nicht mehr in den Blick nehme. „Warum sieht man es immer nur als Kostenfaktor, als etwas Negatives?“, fragte der parteilose Sozialmediziner, der 2022 für die Linke bereits für das Amt des Bundespräsidenten kandidiert hatte.
Parteitag muss ihn noch aufstellen
Es brauche mehr und gute Sprachkurse, um die Menschen in Ausbildung zu bringen. „Ich bin davon überzeugt, dass ein solches Angebot viele junge geflüchtete Männer in Anspruch nehmen würden“, sagte Trabert. „Als Nebeneffekt würde sich mit Sicherheit auch das testosterongesteuerte Aggressionspotenzial reduzieren. Die Situation von geflüchteten Frauen, oft mit Gewalterfahrungen, darf dabei nicht vernachlässigt werden.“
Trabert betonte, noch stehe ohnehin nicht fest, ob er bei einem Linken-Parteitag auch aufgestellt werde. Sollte es so weit kommen, habe er auch gewisse Bedenken, in der europäischen Politik aufgerieben zu werden. „Da ist schon auch eine Bürokratie bezogene Angst“, sagte er. Doch er sehe auch neue Möglichkeiten, etwa mit einem EU-Diplomatenpass leichter in Krisengebiete reisen zu können. Gänzlich an den Nagel hängen würde Trabert sein großes soziales Engagement in seiner Heimatstadt Mainz aber auch als EU-Parlamentarier nicht. „Ich würde schon versuchen, ab und zu das Arztmobil zu fahren“, sagte er. (dpa)