US-Gesundheitssystem wird in einem Krimi gnadenlos bloßgestellt

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Als Peter Clement einmal gefragt wurde, ob die Verhältnisse im US-amerikanischen Gesundheitswesen tatsächlich so düster seien, wie er sie immer schildere, antwortete er mit einem knappen "Ja".

Nach 30jähriger Tätigkeit sowohl als Chef einer notfallmedizinischen Einrichtung als auch als leitender Familientherapeut weiß er genau, wovon er spricht: Verarbeitet hat er die Erkenntnisse aus der langjährigen klinischen Erfahrung seit 1998 in mittlerweile sieben (Kriminal)romanen, von denen jetzt der dritte unter dem Titel "Die Schlingen des Bösen" auf Deutsch erschienen ist.

Ausgangspunkt ist ein grausiger Leichenfund. In einem See nördlich von New York werden die sterblichen Überreste einer Medizinstudentin entdeckt, die 27 Jahre vorher spurlos verschwunden ist. Da der Leiter einer Notaufnahmestation in Buffalo zuletzt mit seiner damaligen (verheirateten) Kommilitonin liiert gewesen sein soll, wird er schon bald verdächtigt, das Gewaltverbrechen selbst begangen zu haben.

"Das Rad", so Clement, "beginnt sich zu drehen": Schon bald wird deutlich, daß nicht der in Verdacht geratene Notarzt, sondern einflußreiche Kreise der New Yorker Gesellschaft hinter dem Verbrechen stecken - und so beginnt eine gnadenlose Jagd auf alle, die versuchen, den Hergang des Mordes zu rekonstruieren.

Daß es dabei wiederum zu Mord und Totschlag kommt, liegt nicht nur daran, daß während der Ermittlungen, die einige unerschrockene Ärzte auf eigene Faust betreiben, gravierende Mängel bei der notfallmäßigen medizinischen Versorgung aufgedeckt werden; denn von Seiten der tatverdächtigen Kollegen sind offenbar Kunstfehler vertuscht, Labordaten manipuliert und Geburtenregister gefälscht worden.

Der Hauptgrund für die kriminellen Machenschaften liegt offenbar im Gesundheitssystem und seinen Protagonisten selbst - die von Clement gnadenlos bloßgestellt werden. Die jederzeit akkurat geschilderten medizinischen Fakten und die atemlos vorangetriebene Handlung lassen den Roman zu einer spannenden Lektüre nicht nur für Mediziner, sondern auch für interessierte Laien werden.

Schade nur, daß die Aufmachung des Romans anspruchsvollere Leser auf den ersten Blick vom Kauf abschreckt; denn "Mortal Remains", so der englische Titel, kommt im Gewand eines Billigromans daher - was er auf keinen Fall verdient hat. (FHV)

Peter Clement: "Die Schlingen des Bösen". Bastei Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach. , 541 Seiten. Euro 8,95. ISBN 3-404-15438-X.

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