WM-Auftakt nach Maß - auch fürs Rettungsteam

Unmittelbar am Spielfeldrand haben sie das Auftaktspiel der Frauen- Fußball-WM zwischen Deutschland und Kanada verfolgt: die Berliner Notärztin Dr. Astrid Starsonek und vier Assistentinnen waren für mögliche Notfälle auf dem Rasen gut vorbereitet. Sie mussten nicht eingreifen.

Von Eugenie Wulfert Veröffentlicht:
Starkes Rettungsquintett: Wiebke Preuß, Leena Möbius, Dr. Astrid Starsonek, Anne Schreier, Jlia Holdermann (v.l.).

Starkes Rettungsquintett: Wiebke Preuß, Leena Möbius, Dr. Astrid Starsonek, Anne Schreier, Jlia Holdermann (v.l.).

© Wulfert

BERLIN. Auch Stunden nach dem Abpfiff war die Begeisterung noch immer groß: "Es war eine fantastische Atmosphäre im Olympiastadion", erinnert sich Dr. Astrid Starsonek. "Am Spielfeldrand ist man mitten im Geschehen. Das war eine einmalige Erfahrung", schwärmt sie.

Die Fachärztin für Anästhesie und Intensivmedizin an einer Berliner Klinik und Notärztin beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) hat das Eröffnungsspiel der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft in Berlin hautnah am Spielfeldrand erlebt.

Denn erstmals bei einer Fußballweltmeisterschaft betreuen bei jedem WM-Fußballspiel reine Frauenteams die Sportlerinnen.

Eine Atmosphäre wie bei der Männer-WM 2006

Wie es ist, wenn Fußball-Fans aus verschiedenen Ländern zusammen eine große Fußballparty feiern, hat Starsonek bereits bei der Männer-Fußballweltmeisterschaft 2006 erlebt. Bei drei Spielen betreute die Notärztin damals Zuschauer auf den Rängen des Olympiastadions.

Die Kulisse im Stadion mit den Menschen verschiedener Nationen und Kulturen sei überwältigend gewesen, erinnert sie sich. "Es hat mich zwar etwas überrascht, aber die Atmosphäre beim Eröffnungsspiel der Frauen-Fußball-WM stand der Männer-WM in nichts nach", berichtet sie.

Freunde und Kollegen hätten sie beneidet

Noch nie hat ein Frauen-Fußballspiel in Europa so viele Zuschauer in ein Stadion gelockt. Mit über 73 000 Fußballfans war das Berliner Olympiastadion bis auf den letzten Platz gefüllt. Seit Wochen gab es keine Eintrittskarten für das Spiel.

"Deshalb freue ich mich besonders, dass ich das Spiel quasi aus der ersten Reihe gesehen habe", sagt Starsonek. Viele ihrer Freunde und Kollegen hätten sie darum beneidet, so die Ärztin.

Vor dem Eröffnungsspiel mussten Starsonek und ihr Team sich mit der ungewohnten Aufgabe aber zunächst vertraut machen. Denn es gibt genaue Vorgaben der FIFA, des Fußballweltverbandes, die alle Sanitätsteams in den Stadien umsetzen müssen.

Vier Stunden vor Spielbeginn vor Ort

Bereits vier Stunden vor Spielbeginn mussten die Helferteams im Stadion anrücken. "Es war etwas chaotisch, weil keiner so richtig wusste, wo wir während des Spiels stehen sollen", berichtet die Notärztin. Eine Stunde vor Anpfiff konnten sie schließlich ihre Position am Spielfeldrand neben der deutschen Trainerbank beziehen.

Auf Verletzungen war das Team um Starsonek bestens vorbereitet. Um alles Nötige schnell zur Hand zu haben, hatten Rettungsassistentinnen und die Notärztin einen Notfallrucksack dabei.

Darin befinden sich Verbandsmaterial, Beatmungshilfen und Kompressen. Blutzuckermessgeräte, Halskrausen und Löschdecken gehören ebenfalls dazu. Auch Schienen, mit denen ein Bein oder ein Arm stabilisiert werden können, sind in dem rund zehn Kilogramm schweren Rucksack vorhanden.

Vor allem mit Verletzungen an Muskel-, Sehnen- und Bändern hat die Notärztin nach eigenen Angaben gerechnet. Denn diese werden bekanntlich bei einem Fußballspiel besonders stark beansprucht.

"Für Sportverletzungen waren aber die Mannschaftsärzte zuständig", berichtet Starsonek. Die Helferteams am Spielfeldrand wären nur bei chirurgischen oder internistischen Notfällen zum Einsatz gekommen.

Frauen stehen schneller auf als Männer

Obwohl ihr Team auf alles bestens vorbereitet war, freut sich Starsonek, dass sie bei dem Eröffnungsspiel nicht ein einziges Mal auf das Spielfeld musste. Überhaupt sei ihr aufgefallen, dass Spielerinnen, wenn sie denn zu Boden gingen, sofort wieder aufgestanden sind.

"Das ist ein deutlicher Unterschied zu Männern, die sich zunächst ein paar Sekunden lang auf dem Rasen rumwälzen, bevor sie sich dann langsam berappeln", sagt Starsonek.

So wie sie und ihr aus vier Rettungsassistentinnen bestehendes Team werden noch viele DRK-Sanitätsteams während dieser Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft die beste Sicht auf die Spiele haben. Zwei Teams sind für die Spielerinnen bei jeder Begegnung in den nächsten Wochen verantwortlich.

Die erfolgreiche deutsche Mannschaft bereitet sich nach dem 2:1-Sieg gegen Kanada jetzt auf das zweite Vorrundenspiel am kommenden Donnerstag gegen Nigeria in Frankfurt vor.

Für Astrid Starsonek war der Einsatz im Berliner Olympiastadion ein "großartiges Erlebnis". Sie wünscht allen Kolleginnen in den Stadien, dass auch sie die Spiele genießen können.

Zum Special zur Frauen-Weltmeisterschaft 2011 in Deutschland.

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