TV-Kritik

Warum die HzV bei "Report Mainz" durchfällt

Dass die hausarztzentrierte Versorgung Befürworter und Gegner hat, ist keine neue Erkenntnis. "Report Mainz" scheiterte am Dienstag mit dem Versuch zu erklären, warum die Große Koalition an der HzV festhalten will.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
Ein Screenshot aus der Sendung von "Report Mainz".

Ein Screenshot aus der Sendung von "Report Mainz".

© ths

MAINZ. Politische Magazinsendungen in ARD und ZDF folgen einer strengen Dramaturgie. Den auftretenden Personen sind in dieser Choreografie klare Aufgaben zugewiesen.

Nicht anders ist es am Dienstagabend bei "Report Mainz" gewesen. "Die Große Koalition setzt weiter auf das teure und umstrittene Hausarztmodell", hieß es in der Ankündigung.

Damit war die Dramaturgie vorgezeichnet. Auf der Webseite des Magazins ist der entsprechende Video-Beitrag untertitelt mit dem erstaunlichen Satz: "Experten und Krankenkassen halten das umstrittene Hausarztmodell seit Jahren für gescheitert."

Im Folgenden traten auf: Der Sohn einer demenzkranken Patientin, die mutmaßlich von einer Hausärztin deshalb nicht behandelt wurde, weil sie in der hausarztzentrierten Versorgung nicht eingeschrieben ist.

Zwei Hausärzte durften im Anschluss wenige Sekunden auf der Bühne erscheinen, die die Aufgabe hatten, sich als Befürworter und Gegner der HzV zu outen.

Dann traten auf die Szene: Baden-Württembergs AOK-Chef Christopher Hermann, der vehement für die HzV plädierte ("Versorgung at it‘s best") sowie Walter Bockemühl, AOK-Chef in Rheinland-Pfalz und Saarland, der die konträre Position einnahm.

Weiter ging es mit SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach. Er durfte in wenigen Sekunden begründen, warum seine Partei eine Stärkung der hausarztzentrierten Versorgung befürwortet hat.

Der Zuschauer hätte gern mehr erfahren

Abgerundet wurde das Personaltableau vom Gesundheitsökonomen Professor Stefan Greß, der erklärte, aus seiner Sicht sei die HzV "unter den derzeitigen Rahmenbedingungen insgesamt gescheitert". An diesem Punkt hätte man gern mehr erfahren.

Die umstrittene Vorgabe von Schwarz-Gelb, die Sparklausel im Paragrafen 73b SGB V, ist schließlich eine der Ursachen gewesen, warum in vielen Hausarztverträgen umfassende strukturelle Änderungen der hausärztlichen Versorgung nicht möglich waren: Denn Kosten fallen kurzfristig an, Strukturen ändert man nur langfristig.

Wer wollte, hätte beispielsweise in Baden-Württemberg von Ärzteverbänden, AOK oder Bosch BKK erfahren können, wie eine langfristig angelegte HzV die Versorgung verändern kann - vor allem zu Gunsten von alten, chronisch kranken Patienten.

Die potenziellen Mehrausgaben durch den künftigen Wegfall der Refinanzierungsklausel für Hausarztverträge passten der TV-Redaktion aber besser in die Dramaturgie. Mit der vom Gesundheitsökonomen Greß in den Raum gestellten Zahl von 500 Millionen Euro Mehrausgaben rundete sich der "Report"-Beitrag ab.

Wenn etwas "teuer", "schlecht" und "längst gescheitert" ist, kann es nur am Verdienstinteresse der Hausärzte liegen, dass dieses Versorgungsangebot überhaupt noch existiert - so die immanente Logik des Beitrags.

Die eigene, steile These hat den "Report"-Redakteuren den Blick auf eine wichtige Facette der ambulanten Versorgung verstellt. Vielleicht war aber auch einfach die Herausforderung zu groß, angemessen in sieben Minuten das Für und Wider der hausarztzentrierten Versorgung zu beleuchten.

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