"Wer dich berühren darf, entscheidest du allein"

Mehr Schutz für Kinder vor sexueller Gewalt - mit Theaterprojekten will der Münchner Verein "Power Child" vor allem die Präventionsarbeit fördern.

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Mit Theaterstücken sollen Kinder spielerisch lernen, "Nein" zu sagen und sich gegen Übergriffe zu wehren.

Mit Theaterstücken sollen Kinder spielerisch lernen, "Nein" zu sagen und sich gegen Übergriffe zu wehren.

© Power-Child e. V.

FRANKFURT/MAIN (Smi). "Sag Ja zu Dir und Nein im richtigen Moment" - diese Botschaft steht im Mittelpunkt des Theaterstücks "Nein heißt Nein", mit dessen Hilfe der Münchener Verein Power-Child das Selbstbewusstsein von Kindern stärken will, um sie auf diese Weise vor sexueller Gewalt zu schützen.

Sexuelle Gewalt ist allgegenwärtig und geschieht doch im Verborgenen, oft im Umfeld der Familie. Gerade deshalb trauen sich viele Kinder nicht, über ihre Ängste zu sprechen oder sich gegen Annäherungsversuche zu wehren.

 Die Schwächsten zu stärken, bevor etwas passiert - das war von Anfang an das Anliegen des Vereins Power-Child, der im April 2002 auf Initiative des Marketingfachmanns Martin J. Krug gegründet worden ist. Seither hat der Verein ein bundesweites Präventions-Netzwerk aufgebaut, das eigenen Angaben zufolge bis heute sechs Millionen Kinder, Jugendliche und Erwachsene erreicht hat.

Die Theaterprojekte, mit denen der Verein seit Jahren durch Deutschland tourt, sind wichtige Säulen der Präventionsarbeit. Aufführungen finden sowohl im Kindergarten als auch in Grundschulen statt. Auf spielerische Weise sollen die Kinder lernen, wie sie sich abgrenzen können.

"Wer dich wann berühren darf, entscheidest du allein", heißt es im Theaterstück, zu dem auch ein Begleitprogramm angeboten wird, während dessen Lehrer und Erzieher fortgebildet sowie Eltern über die Arbeit des Vereins informiert werden.

"Sexuelle Übergriffe an Kindern bleiben häufig jahrelang unentdeckt, weil sie totgeschwiegen oder verdrängt werden", sagt Professor Dietrich Reinhardt, ehemaliger Leiter der Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital in München und Vorstand des Vereins Power-Child.

"Als Mediziner weiß ich, dass Prävention die beste Therapie ist. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass so viele Menschen wie möglich Informationen zu diesem Tabu-Thema erhalten und dass sie lernen, die oft versteckten Hilferufe missbrauchter Kinder zu erkennen."

Außer dem Theater-Präventionsprojekt hat der Verein Power-Child auch ein Informations- und Spielmodul entwickelt, das unter dem Namen "Power Tower" bundesweit in Kinderkliniken eingesetzt wird.

Im Wartebereich der Kliniken können Kinder und Jugendliche zwischen drei und 15 Jahren mit Hilfe der Spiele "Magicscreen" und "Vier gewinnt" ihre Geschicklichkeit sowie ihr Reaktionsvermögen testen, wobei ihnen quasi nebenbei die Präventionsinhalte von Power-Child vermittelt werden.

Um Jugendlichen ein Forum zu bieten, wo sie im Schutz der Anonymität über ihre Erfahrungen und Ängste berichten sowie qualifizierte Hilfe erhalten können, hat Power-Child vor fünf Jahren das Online-Portal www.neinheisstnein.de geschaffen.

Mädchen und Jungen im Altern von 14 bis 21 Jahren haben hier die Möglichkeit, sich anonym, fundiert und verlässlich zu informieren und sich zeitnah Unterstützung zu holen. Neben den persönlichen Beratungen geht es in wöchentlich moderierten Diskussionen und Chats um Fragen rund um die Sicherheit in der virtuellen, aber auch in der realen Welt.

Schirmherrin des Vereins war bis 2009 die Schauspielerin Veronika Ferres. Power-Child e. V. hat viele Unterstützer, darunter Prominente wie die Schauspieler Mario Adorf, Heiner Lauterbach und Jan Josef Liefers, Rainer Calmund, Bärbel Schäfer, Robert Blanco, Hartmut Engler, die Scorpions und Zuchero sowie die Sportler Bastian Schweinsteiger, Wladimir und Vitali Klitschko.

Seit gut zwei Jahren ist der Verein auch in Südafrika aktiv, wo mit Power-Child Campus eine Anlaufstelle zur Aufklärung über HIV/Aids und die Folgen sexueller Gewalt geschaffen wurde.

www.power-child.de www.neinheisstnein.de

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